Alba Berlin hat die Titelverteidigung im Blick

Hinter der Trainingshalle von Alba Berlin in der Schützenstraße hängt dieser Tage ein meterlanges Banner der Fans aus dem Block 212, das Britney Spears sicherlich stolz machen würde. „Win it baby one more time“, ist dort in blauer Schrift auf gelbem Grund zu lesen – und „one more time“ trifft es gerade in doppelter Hinsicht. Denn am Wochenende fahren die Berliner Basketballer nach München, um ihren Titel im Pokal zu verteidigen – und das nun im zweiten Versuch.

Es wirkt alles wie ein Déjà-vu. Wieder macht sich Alba auf den Weg, wieder steht ein Spiel gegen die BG Göttingen an, wieder geht es um den ersten Titel des Jahres – und wieder hängt das Banner nahe der Halle. Eigentlich hätte der Pokalsieger schon vor einem Monat feststehen sollen, doch kurz vor dem Beginn des ersten Halbfinales wurde das gesamte Final Four abgesagt. Bei zwei Göttinger Spielern waren die Corona-Tests positiv ausgefallen und so fuhren alle vier Mannschaften unverrichteter Dinge wieder nach Hause. „Das war schon hart so kurz vor dem Spiel“, sagt Peyton Siva.

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Doch den ersten Versuch Mitte April hat nicht nur Albas US-amerikanischer Spielmacher längst abgehakt. Bei bisher 70 Spielen in dieser Saison sind es die Berliner gewohnt, sich schnell neu zu fokussieren. Für Gedanken an die Vergangenheit haben sie keine Zeit – man brauche eine „short memory“, wie Siva gerne sagt. Viel hineininterpretieren in das Halbfinale am Samstag (19.30 Uhr, Magentasport und Twitch) will Siva daher nicht. Abgesagtes Final Four – vergessen. Klare Siege in der Hauptrunde – unbedeutend. Favoritenrolle – egal.

Auch die Vorbereitung hat sich bei Alba nicht großartig verändert. Es geht am Samstag zwar um den Einzug ins Endspiel und im Falle eines Sieges am Sonntag (15 Uhr) gegen Bayern München oder Ulm um den Titel, doch Albas Trainer Aito Garcia Reneses hält nicht viel davon, für einzelne Highlights von den üblichen Abläufen abzuweichen. „Überhaupt nicht“, sagt Siva auf die Frage, ob die zusätzliche Zeit etwas an der Vorbereitung auf das Duell mit Göttingen geändert habe. Alba konzentriert sich auf sich selbst, egal ob der Gegner Göttingen, München oder Barcelona heißt.

Alba freut sich auf die entscheidenden Wochen

Doch natürlich merkt man auch bei den Berlinern, dass es in die entscheidende Phase der Saison geht. „Wir freuen uns“, sagt Siva. Vielleicht sei der Druck etwas kleiner als im Vorjahr, als Alba nach fünf Endspielniederlagen sehnsüchtig auf einen Titel wartete. Doch der Erfolgshunger ist immer noch groß und die Anspannung vor allem eine positive.

Das bestätigt auch Niels Giffey am Donnerstag in einem Videoformat der BBL. „Das war eine lange Saison und am Ende war es schon manchmal hart, den Fokus zu halten“, sagt Albas Kapitän. Umso angenehmer sei es, dass es nun ernst werde. „Es ist geil, jetzt eine Situation zu haben, wo die Spiele bedeutend sind und du keine äußere Motivation brauchst.“

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Das gilt natürlich auch für die drei weiteren Teilnehmer des Finalturniers. Ulm befindet sich momentan in überragender Form und hat die vergangenen neun Spiele gewonnen. Halbfinalgegner und Gastgeber München ist definitiv gewarnt, schließlich kassierte das Team im Ligaduell erst vor einer Woche eine heftige 34-Punkte-Klatsche. Für die Bayern ist es ein enorm wichtiges Spiel. Bisher war die Saison vor allem auf die Euroleague ausgelegt und dort wurden die Erwartungen mit dem Erreichen des Viertelfinales weit übertroffen. National tut sich die Mannschaft von Andrea Trinchieri aber eher schwer und ein frühzeitiges Aus im Pokal wäre eine herbe Enttäuschung.

Ganz ohne Druck kann Albas Gegner aus Göttingen in das Final Four gehen. In der Liga hat das Team die Play-offs verpasst, der Pokal ist ein Bonus. „Wir haben nicht den Druck, den Pokal gewinnen zu müssen – im Gegensatz zu Alba oder München“, sagt Co-Trainer Thomas Crab. Zwar dürfte Göttingen nach der Quarantäne und fünf Spielen in zehn Tagen nicht sonderlich frisch sein, doch am Montag geht es für die Profis in den Urlaub und vorher würde der langjährige Berliner Akeem Vargas Alba gerne noch ärgern. „Sie sind sehr gefährlich und haben nichts zu verlieren. Ihre Saison ist dann vorbei“, sagt Siva. Aus Berliner Sicht am besten schon am Samstagabend.