Schuldspruch für Sean Combs: Das eigentliche Problem liegt viel tiefer
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den späten 1990er Jahren gehörte das Selbstverständnis als „Bad Boy“ für den Rapper, Produzenten und Hip-Hop-Mogul Sean Combs zum Markenkern seines gleichnamigen Imperiums. Seit die kriminellen Machenschaften unter dem Banner des Unterhaltungskonzerns Bad Boy Entertainment auch die New Yorker Staatsanwaltschaft beschäftigen, hat sich der forsche Gründergeist des Entrepreneurs Sean Combs aka Puff Daddy aka Brother Love aka P. Diddy als sich selbst erfüllende Prophezeiung erwiesen.
Was in den zurückliegenden sieben Wochen an moralischen Abgründen, krimineller Energie und menschenverachtenden Taten in der Anklage gegen Combs am New Yorker Gericht zur Verhandlung kam, stellt selbst den wiederaufgenommenen Prozess gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein (sozusagen der „Patient Null“ der MeToo-Bewegung), der nahezu zeitgleich im selben Gerichtsgebäude abgehalten wurde, in den Schatten.
Wobei sich ein Vergleich dieser beiden Angeklagten – mit dem Urteil vom Mittwoch darf man jetzt auch von Tätern sprechen – natürlich verbietet. Eines haben die Fälle von Combs und Weinstein jedoch gemeinsam: Sie sind eine Bankrotterklärung für ihre jeweiligen Branchen, die Film- und Musikindustrie, die weggesehen, profitiert und schlimmstenfalls sogar partizipiert haben.
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