Freundeskreis feiert 75. Jubiläum : Berlins Philharmoniker und ihre Fans
Ohne den Tagesspiegel gäbe es ihn heute nicht, den besten modernen Konzertsaal der Welt. Denn es ist Erik Reger, der Gründer dieser Zeitung, der 1949 zusammen mit dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler die „Gesellschaft der Freunde der Berliner Philharmonie“ ins Leben ruft – und am 25. September über einen Artikel im Tagesspiegel bekanntmacht.
Das Ziel, Furtwänglers Orchester ein neues Stammhaus zu bauen – als Ersatz für die optisch plumpe, aber akustisch hervorragende alte Philharmonie in der Bernburger Straße, die 1944 zerbombt worden war – findet schnell viele Unterstützer. Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie mehrere Lotterien und Tombolas kommt eine Million Mark zusammen, als Beitrag der klassikaffinen Bürgerbewegung zum Neubauprojekt.
1955 trägt die Gesellschaft der Freunde sogar die kompletten Kosten für den Architekturwettbewerb, aus dem Hans Scharoun als Sieger hervorgeht. Im Oktober 1963 schließlich kann die Philharmonie eröffnet werden, als ikonischer Solitär auf jenem innerstädtischen Trümmerfeld, das damit zum „Kulturforum“ wird. Und genau in diesem Saal feiern die „Freunde der Berliner Philharmoniker“, wie sie heute heißen, an diesem Sonntag ihr 75-jähriges Gründungsjubiläum.
Am Sonntag wird gefeiert
„Wir veranstalten ja dreimal pro Jahr Matineen für unsere Mitglieder“, erzählt Regina Ruppert, die stellvertretende Schatzmeisterin des Fördervereins. „Zum Geburtstag fällt das Programm natürlich besonders üppig aus, mehrere Philharmoniker-Ensembles spielen Kammermusik, die Vokalhelden treten auf, also der Chor des Education-Projekts für Kinder und Jugendliche, und es wird ein Gespräch mit Chefdirigent Kirill Petrenko geben.“
Nach der Philharmonie-Eröffnung erschien vielen der Vereinszweck erfüllt, die Mitgliederzahl sank auf 280. Doch die Verbliebenen setzen sich gleich das nächste große Ziel, treiben unermüdlich das Projekt eines Kammermusiksaals voran, der schließlich 1987 Realität wird. Seitdem helfen die Fördergelder der Freunde beispielsweise beim Ankauf edler Instrumente – zuletzt wurden eine Bassklarinette und eine Harfe angeschafft – oder bei den Europakonzerten, die an ungewöhnlichen Orten stattfinden. Und auch den großen weißen Wagen, der seit 2020 auf der Rückseite des Kammermusiksaals steht, haben die Freunde finanziert: Er enthält ein mobiles Videostudio, mit dem Veranstaltungen im kleinen Philharmonie-Saal aufgezeichnet werden können.
Den aktuell 1560 organisierten Fans geht es aber nicht nur um die finanzielle Unterstützung des Spitzenorchesters. Sie sollen sich auch als Teil der „philharmonischen Familie“ fühlen können, wie es Intendantin Andrea Zietzschmann formuliert. Für 150 Euro jährlich können die Freunde Proben erleben, hinter die Kulissen schauen und bei der Reihe „Reden wir über Musik“ Orchestermitglieder näher kennenlernen.