Eine der größten Sensationen der Olympischen Spiele von Tokio
Nach der vielleicht größten Sensation der bisherigen Olympischen Spiele fielen sich Novak Djokovic und Alexander Zverev am Netz in die Arme. Der Deutsche hatte zuvor das schier Unmögliche möglich gemacht und den serbischen Tennis-Dominator mit 1:6, 6:3 und 6:1 besiegt. „Ich habe ihm gesagt, dass er der Größte aller Zeiten ist“, sagte Zverev zu den emotionalen Bildern nach dem Match und seinen Freudentränen: „Ich weiß, dass er Geschichte schreiben, den Golden Slam schaffen wollte. Deswegen fühle ich mit ihm“, erklärte er.
Beim Zwischenstand von 1:6 und 2:3 aus Sicht des Deutschen sah es noch nach dem allseits erwarteten Matchverlauf aus. Djokovic lag mit dem Break im zweiten Satz vorne und es wäre nun nur logisch gewesen, wenn er nach diesem Jahr mit den drei Grand-Slam-Titeln in Melbourne, Paris und Wimbledon nun auch bei den Olympischen Spielen zu Gold stürmen würde.
Doch Alexander Zverev hatte andere Pläne. „Ich habe sein Spiel gespielt und musste irgendetwas ändern. Also habe ich angefangen aggressiver zu werden und die Ballwechsel zu dominieren“, erzählte Zverev.
Tatsächlich erlaubte der Deutsche Djokovic im Anschluss nur noch ein Spiel, drehte das Match und spielt nun am Sonntag gegen Karen Chatschanow (8 Uhr/Eurosport) um die olympische Goldmedaille. Der Russe hatte zuvor im ersten Halbfinale gegen den Spanier Pablo Carreno Busta mit 6:3 und 6:3 gewonnen.
Djokovic wollte den Golden Slam gewinnen, was vor ihm nur Steffi Graf 1988 gelungen war. Also neben den vier Grand-Slam-Titeln auch noch den Olympiasieg im selben Jahr. Und wenn Djokovic etwas unbedingt möchte, dann hat er es oft auch erreicht. „Es schien unmöglich zu sein, ihn hier zu schlagen. Er hat 20 Grand Slams gewonnen, 550 Masters-Turniere oder so. Aber du kannst nicht alles haben“, sagte Zverev.
Djokovic bleibt statt des Golden Slam noch der Grand Slam
Djokovic bleibt nun noch die Chance auf Bronze, eine olympische Goldmedaille im Einzel ist für den 34-Jährigen damit aber wohl in seiner Karriere nicht mehr erreichbar. Es ist der einzige große Titel, der ihm noch gefehlt hat. Immerhin hat Djokovic in einem Monat noch die Chance auf den Grand Slam, dann beginnen die US Open in New York. Auch hier wird er wieder der Topfavorit sein.
Alexander Zverev könnte dort nun als olympischer Goldmedaillengewinner an den Start gehen. Sollte ihm am Sonntag der Finalsieg gelingen, wäre das wohl der größte Erfolg des 24 Jahre alten Hamburgers. Bisher steht da der Gewinn bei den ATP-Finals 2018 in London, im Finale besiegte er damals ebenfalls Novak Djokovic. Seither hat sich der Deutsche in der Weltspitze festgespielt, doch ihm haftete weiterhin der Ruf an, in den wirklich wichtigen Momenten das große Flattern zu bekommen.
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Bei den vier Grand-Slam-Turnieren konnte Zverev nie einen Top-Ten-Spieler schlagen – bei immerhin schon zehn Versuchen. Nun darf darüber diskutiert werden, welche Bedeutung Olympische Spiele für die Tennisprofis tatsächlich haben. Die Szenen nach dem Matchball lassen aber durchaus den Schluss zu, dass es auch für die hochbezahlten Topspieler etwas ganz Besonderes ist, um olympische Medaillen zu spielen. Zverev bestätigte das wenig später: „Es ist ein unglaubliches Gefühl, dass du eine Medaille mit nach Hause, mit nach Deutschland, bringen wirst“, sagte er.
Ein Schritt fehlt ihm noch, um sich für immer in der Tennisgeschichte zu verewigen. Nach Thomas Haas in Sydney ist er erst der zweite Deutsche bei den Männern, der im Einzel in einem Finale steht. Haas verlor 2000 das Endspiel gegen Jewgeni Kafelnikow – ein Russe wie jetzt Chatschanow. Mit dem kleinen Unterschied, dass Haas damals Außenseiter war.
„Ich bin jetzt sehr glücklich, aber es ist noch ein Match zu spielen“, sagte Zverev, der wissen wird, dass nun alle von ihm auch Olympia-Gold erwarten. Und wie groß der Druck des Favoriten sein kann, hat er selbst in seinem Match bei Novak Djokovic sehen können.