Ohne sie wäre das Athletenleben bei weitem nicht so angenehm
Am 24. August sollen die Paralympischen Spiele in Tokio beginnen. Mit am Start wird die Berlinerin Maria Tietze sein. Die inzwischen 31-Jährige begann einst mit dem Fußball als Sportlerin und ist nach einem Unfall und einer Amputation am linken Unterschenkel nun Paralympionikin. An dieser Stelle erzählt die Sprinterin und Weitspringerin monatlich über ihren Weg nach Tokio.
Keine Paralympics, keine Europameisterschaft, kein Wochenendsportfest würde ohne sie stattfinden. Wir Sportler:innen leben von guten Seelen, die unsere Wettkämpfe erst möglich machen und in der Regel selbst ungesehen bleiben. Oder sind Ihnen schonmal die Personen hinter den Bahnmarkierungen aufgefallen? Diejenigen mit Kisten oder Körben in der Hand. Diejenigen, die die Athlet:innen zur finalen Wettkampfstätte begleiten und wir einfach ohne vor dem Start noch über Wege nachdenken zu müssen, am richtigen Startplatz ankommen.
Es sind die gleichen Leute, die Zuschauer:innen nach dem richtigen Weg zur Kasse fragen, oder die bei (Halb-)Marathonveranstaltungen als Streckenposten und Wasserreicher am Wegesrand zur Stelle sind. Ich spreche von Volunteers.
Seit ich denken kann, lebt der Sport von freiwilligen Helfer:innen. Sie haben mich immer begleitet. Im Amateursport beim Fußball, wenn bei einem Turnier auch Essen und Getränke angeboten werden sollten, manchmal sogar als Schiedsrichter. Jetzt im Leistungssport auf allen Leistungsniveaus. Ohne sie wäre ein Athletenleben am Wettkampf- oder Spieltag bei Weitem nicht so angenehm.
Die ersten, die kommen und die letzten, die gehen
Die Volunteers sorgen mit den Veranstaltern für den richtigen und rechtzeitigen Aufbau und Abbau, sie sind oft die ersten vor Ort und dann auch so ziemlich die letzten, die gehen, wenn Sportler:innen schon ausgelaugt auf der Couch liegen und sich regenerieren. Und sie machen es gern, genießen es, ebenso Teil der Sportveranstaltung zu sein oder vielmehr aktiv etwas zu deren Gelingen beizutragen.
Ein normaler Fan auf der Zuschauertribüne „bekommt nicht mit, was hinter den Kulissen noch abläuft, aber gerade das finde ich total spannend“, sagt Annika, die wie viele andere Volunteers regelmäßig mit dabei ist.
Für mich als Athletin ist es auch schön, wenn ich jedes Jahr zum gleichen Wettkampf fahre und die gleichen Gesichter im Call Room oder als Betreuung bei den technischen Disziplinen sehe. „Ich finde es so schön, euch immer wieder hier zu sehen und verfolgen zu können, wie es euch geht“, sagte letztens eine ältere Frau zu mir. Und wirklich auch für uns ist es schön, dort auf Menschen zu treffen, die auf eine gewisse Art vertraut sind.
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Was da hinter den Kulissen vonstatten geht, bekomme auch ich nicht immer vollständig mit. Im Vorfeld werden Akkreditierungen sortiert und mit Bändern versehen, Räume hergerichtet und Strecken abgesperrt. Während der Ball dann rollt oder Läufer über die Tartanbahn sprinten, sorgen Annika, Constanze und Co. dafür, dass nicht plötzlich ein Zuschauer im Infield steht oder eine Athletin sich aus Versehen auf die Tribüne verirrt.
Volunteers kümmern sich um alles – von den Taschen der Athlet:innen bis zu den Medaillen. Sie sind überall und machen allen Beteiligten das Leben angenehmer.
Ohne im Rampenlicht zu stehen
Für Constanze kam der Stein zum Volunteering im heimatlichen Leichtathletikverein langsam ins Rollen und dann so richtig über den Bundesfreiwilligendienst. Oft steht am Anfang einer Volunteer-Karriere auch ein Facebook-Post, aber war man einmal dabei, wird man auch wieder für die Folgeveranstaltung angefragt. So ergibt sich eine Gemeinschaft, die keiner mehr missen möchte. Es macht auch keinen Unterschied, ob es eine Para Leichtathletik EM oder ein Fußballspiel ist.
Es entstehen Erinnerungen, wie an den Moment, wenn man als Volunteer für den Liveticker vom Stadionsprecher gefragt wird, wer da gerade eingewechselt werden soll. „Guck dir den Arsch an, das ist XY“. Allerdings war das Mikrofon auf Aufnahme gestellt und der ganze Sportplatz hat mitgehört. Mittlerweile lachen Volunteer, Stadionsprecher und Spielerin gemeinsam darüber.
Gefragt, was Annika sich wünscht, sagt sie: „Ich möchte, dass sich jeder Fan, egal welcher Sportart, einmal die Mühe macht zu schauen, was Volunteers machen. Um zu verstehen wie viel Arbeit in solch einer Veranstaltung steckt. Jeder Fan sollte wissen, was es heißt Volunteer zu sein, so eine Veranstaltung mit aufzubauen, wie viel Arbeit, Zeit und Herzblut darin stecken.“
Es sind Annika, Constanze, Malte & Thomas, die guten Seelen des Wettkampfsports, die es erst ermöglichen, dass wir das Bestmögliche aus uns rauszuholen. Sie machen es einfach so, ohne im Rampenlicht zu stehen. Danke für euren Einsatz!