Hauptsache überlebt

Es war ein unruhiger Herbst 2020 für das deutsche Eishockey und speziell für seine beste Profiliga. Während fast alle großen Mannschaftssportarten im Lande längst einen Plan in der Pandemie hatten, wusste in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bis in den November hinein keiner so genau, ob die Liga überhaupt ihren Spielbetrieb aufnehmen würde können.

Als Testrunde gab es eine Pokalrunde, gesponsert vom unruhig werdenden Streaminganbieter, der seinen Kunden endlich Spielübertragungen zeigen wollte. Das Turnier klappte mittelgut, aufgrund von Coronafällen konnten nicht alle Spiele absolviert werden. Und trotzdem fiel dann im Dezember der Startschuss für die Liga mit einem verknappten Spielplan – mit Kopfschmerzen, weil einige Klubs Angst vor den finanziellen Verlusten bei den Spielen ohne Zuschauer hatten.

Am Freitag nun ist die kürzeste DEL-Saison aller Zeiten mit dem achten Meistertitel für die Eisbären Berlin zu Ende gegangen ist. Am Ende lässt sich sagen, die Saison hat funktioniert, das Eishockey hat überlebt und durchgehalten. Lediglich ein Spiel fiel der Pandemie zum Opfer. Von größeren Katastrophen blieb die DEL verschont, die Spiele ohne Zuschauer waren vom Niveau her oft gut, das Produkt funktionierte auch in den Übertragungen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

So erfreulich das alles klingen mag: Eishockey ohne Fans ist natürlich kein Modell für die Zukunft. Im September soll die neue Saison schon starten, ob dann wieder Zuschauende in die Arenen dürfen, weiß kein Mensch. Das aber ist ein großes Problem: Der Sport finanziert sich zu einem großen Teil über den Ticketverkauf. Das Geld wird dringender benötigt denn je. Noch einmal darauf zu hoffen, dass die Profis auf bis zu 75 Prozent ihres Gehalts verzichten wie in dieser Saison, das ist unrealistisch. Die DEL ist nicht autonom. Wenn international deutlich mehr Geld gezahlt werden sollte, werden nicht nur bessere ausländische Spieler anderswo auflaufen, auch gute deutsche Spieler dürften genau nachrechnen.

So gesehen hat diese Saison auf Pump stattgefunden, wie so vieles in unserer Gesellschaft in der jüngsten Zeit. Aber ein Neuanfang in der DEL nach der Krise kann auch eine Chance sein, die Liga strukturell neu aufzustellen: Mehr auf junge einheimische Spieler setzen, weniger Geld für mittelmäßige Profis aus dem Ausland ausgeben – das wäre Teil einer guten Strategie für die Zukunft.