Eisbären Berlin sind deutscher Eishockey-Meister
Es war 21.52 Uhr am Freitagabend, als es in der sehr leeren Arena am Ostbahnhof doch erstaunlich laut wurde. Die Spieler der Eisbären kannten kein Halten mehr, hüpften johlend über das Eis und wenige Minuten später bekam ihr Mannschaftskapitän Frank Hördler den Pokal überreicht – die Berliner hatten es geschafft, es gab sogar einen kleinen Konfettiregen in der Halle: Nach dem 2:1 (1:1, 1:0, 0:0) gegen die Grizzlys Wolfsburg hatten sie zum achten Mal den Meistertitel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewonnen. Es war ein Sieg mit Ansage, schon im zweiten Spiel der nach dem Modus „Best of three“ ausgespielten Finalserie hatten sie beim 4:1-Erfolg in Wolfsburg demonstriert, dass sie sich als bessere Mannschaft diesen Titel auch verdienen wollten.
Der Schlusspunkt unter die kurze Saison in der DEL war zwar wohl nicht das spannendste Spiel dieser besonderen Spielzeit überhaupt, aber doch ein würdiges Finale. Für die Berliner war es die erste Meisterschaft seit 2013, mit ihren acht Titeln sind sie nun Rekordmeister der Liga. Die Wolfsburger hingegen haben nun vier von vier Finalserien in der DEL verloren.
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Das Spiel hatte sehr wild angefangen, die Grizzlys warfen alles nach vorn, ihr Trainer Pat Cortina hatte vorher auch angekündigt, dass seine Mannschaft „offensiver spielen muss als im zweiten Spiel“. Am Mittwoch hatten die Wolfsburger ja wenig ausrichten können beim Erfolg der Berliner. Aber diesmal gingen es Cortinas Defensivkünstler eben anders an – und kassierten prompt ein Gegentor beim ersten Berliner Torschuss. Mark Olver traf nach einem schönen Pass vor das Tor und eigentlich hätte es ja nicht besser beginnen können für die Eisbären.
Doch nur 25 Sekunden später war die Führung schon wieder dahin: Mathis Olimb traf für Cortinas Mannschaft – nach einer strittigen Szene. Der Treffer hätte nicht zählen dürfen, weil ein Wolfsburger Spieler zuvor einen Pass ins Drittel gespielt hatte, obwohl er keinen Helm mehr auf dem Kopf trug und somit nicht mehr ins Spiel hätte eingreifen dürfen. Die Schiedsrichter übersahen die Szene. Es stand damit 1:1.
Trotz dieser strittigen Situation war es schon erstaunlich, wie gut die Wolfsburger nicht nur mithalten konnten, sondern auch die Initiative übernahmen. Sie hatten noch weitere Chancen im ersten Drittel, besonders der agile Norweger Olimb, der viele Ideen im Drittel der Eisbären hatte – zum Glück für die Berliner aber keinen weiteren Treffer für die Gäste einleitete.
Leo Pföderls Tor zum 2:1 war die Entscheidung
Es war in den gesamten Play-offs eine Stärke der Eisbären, dass sie ihr Spiel auch schnell umstellen konnten und den Gegner so wieder in den Griff bekommen konnten. Das war auch am Freitag im zweiten Drittel zu beobachten. Es war mit der Wolfsburger Herrlichkeit in der neutralen Zone vorbei, sie kamen einfach nicht mehr zum Zuge, die Grizzlys.
Und dann setzte ein Berliner Verteidiger in der Offensive zu einer Aktion an, die man eher selten bei ihm sieht. Kai Wissmann kurvte um das Tor der Gäste und spielte den Puck auf dem im Slot vor dem Tor lauernden Leo Pföderl. Der Bayer machte das, was er am Besten kann – er drosch die Scheibe ins Tor, 2:1 für die Eisbären. Die Berliner hätten dann sogar bald fast auf 3:1 ausgebaut.
Zach Boychuk, der nach seiner Pause in Spiel zwei nun doch wieder im Aufgebot war, spielte auf Matt White und der US-Amerikaner schoss den Puck an die Unterkante der Latte. Mehr allerdings auch nicht, nach Studium des Videobeweises entschieden die Schiedsrichter nicht auf Tor. Die Wolfsburger hatten zwar einige wenige Chancen, aber auch ihr Powerplay war nicht mehr so gefährlich, wie etwa in Spiel eins der Finalserie, das sie 3:2 nach Verlängerung in Berlin gewonnen hatten.
Im letzten Drittel wurde das Spiel allerdings noch nicht zum Selbstläufer für die Eisbären, in Unterzahl mussten sie noch einmal ein wenig zittern, die Wolfsburger versuchten mit aller ihnen übrig gebliebenen Kraft ihre wohl historische Chance auf einen Titelgewinn zu nutzen. Immerhin hatten sie alle vier Spiele der Hauptrunde gegen die Berliner gewinnen können.
Pföderl sagte: Hauptsache gewonnen!
Aber das war eben in der Hauptrunde, zur entscheidenden Saisonphase waren die Eisbären, im Übrigen auch Hauptrundenerster in der Nordgruppe der Liga, eben auf ihrem Höhepunkt. Diesen Titel haben sie sich verdient und er macht Lust auf mehr. Siegtorschütze Pföderl sagte: „Das war sehr eng im letzten Finalspiel, aber Hauptsache gewonnen!“
Wenn dann in der kommenden Saison hoffentlich der Alltag wieder einkehrt, sollten die Berliner in der Lage sein, dann unter anderen Bedingungen auch ein Gegengewicht zu den Meistern der vergangen Jahre, den Adler Mannheim und RB München, zu sein. Aber bis dahin ist noch Zeit, erst einmal können sich die Berliner über ihren achten Titel freuen, auch wenn die Feierlichkeiten ohne Fans am Freitag in der Arena am Ostbahnhof spartanischer ausfallen mussten als bei ihren sieben Meisterschaften zuvor. Beim neunten Mal wird das dann wieder besser.