Kunsthistoriker Eike Schmidt: Wechsel von den Uffizien ins Rathaus von Florenz?
Kaum im Amt schienen sich die Kulturverantwortlichen der Regierung Meloni letztes Jahr auf den deutschen Leiter der Uffizien einzuschießen: Dass Eike Schmidt sein Museum über den Brückentag Allerheiligen aus Personalmangel schloss, trug ihm einen boshaften Brief aus Rom ein: Es sei seiner „Intelligenz wohl kaum entgangen”, dass er damit das Image italienischer Kultur beschädige, schrieb der neue Kulturminister Gennaro Sangiuliano. Sein Staatssekretär, der irrlichternde Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi, beschimpfte den aus Freiburg stammenden Schmidt geradezu.
Es folgte im neuen Jahr mehrmals öffentlicher Dank für Schmidts Arbeit, und auch der zuvor Angegriffene sagte dem Tagesspiegel seinerzeit, die Sache sei ausgeräumt. Inzwischen scheint daraus größtmögliches Einvernehmen geworden zu sein: Presseberichten zufolge will Melonis Partei Fratelli d’Italia Schmidt bei der Kommunalwahl im kommenden Frühjahr sogar zum Bürgermeister von Florenz machen. Eine Bitte des Tagesspiegels um Bestätigung an Schmidts Büro blieb unbeantwortet. In einem Interview legte Schmidt aber vor. Florenz sei in den letzten Jahren „schmutziger und weniger sicher“ geworden, sagte er dem „Corriere fiorentino“, Mitgemeint: war der derzeitige Bürgermeister Dario Nardella, ein Sozialdemokrat.
Schmidts Zeit in den Uffizien geht in jedem Fall ihrem Ende entgegen: Er leitet die „Gallerie degli Uffizi“ seit 2015 und hat damit seine zweite und letztmögliche Amtszeit fast hinter sich. Vorausgegangen war 2014 eine Reform, die unter anderem die Ausschreibungen für Italiens hochrangige Kulturposten für Bewerbungen ausländischer Fachleute deutlich zugänglicher machte. Doch dann schien die rechte Regierung in offenen Nationalismus zurückzufallen. Ein Dekret begrenzte bald das mögliche Alter für die Inhaber prominenter Posten auf 70 Jahre – für Nichtitaliener:innen.
Prominentes Opfer wurde der Franzose Stéphane Lissner, Intendant des Teatro San Carlo in Neapel. Nun zitiert die Tageszeitung „Domani“ sogar Staatssekretär Sgarbis Wende: Schmidt habe als Deutscher doch auch das wichtigste Museum Italiens – Zeichen „unserer Kultur und Nation“ – gut geleitet. In Italiens Medien wurden die Spekulationen um Schmidts Kandidatur erstaunt aufgenommen, weil von ihm bisher eher Engagement weiter links bekannt war: Schmidt machte sich für die Rückgabe geraubter Kulturgüter stark und unterschrieb mehrere antifaschistische Initiativen.