Die lange Reise zu “Star Wars”

Intergalaktische Reisen unternimmt Peter Ruzicka zur Feier seiner fünfzigjährigen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. „Luft von anderem Planeten“ durchweht bereits die Klaviersonate op. 1 von Alban Berg, der in der Orchestrierung von Theo Verbey nichts Spätromantisches mehr anhaftet. Frappierend, wie kongenial der niederländische Komponist den Bergschen Orchesterklang späterer Werke aufgreift, den Grundzug der Nervosität in immer neuen, kontrastreichen wie ineinander übergehenden Farben inszeniert.

Dem steht das Gespür des Dirigenten für feine Abtönungen, für den langen Atem der Phrasen, für die Balance von Präzision und Spontaneität nicht nach. Ruzickas Oboenkonzert „Aulodie“ überführt die Bergsche Klangwelt in heutige Gefilde, beansprucht Modernität im Kontrast extremer Streicherregister oder splittriger Schlagwerkexkursionen und verblüfft doch durch eine Harmonik, die aus niemals anbiedernder Sinnlichkeit entsteht.

Oboist Francois Leleux beeindruckt

Für das vielfältige Emotionen auslotende Werk ist François Leleux der ideale Solist, erfüllt lange Linien mit riesigem Atem und beredter Phrasierung, kann der Oboe mit breitem Ton ebenso schneidende Intensität entlocken wie zusammen mit zwitschernden Violinen hauchzart flüstern. Stellt Ruzickas Werk schon so etwas wie ein Kompendium des Gesanges dar, so kann die Zugabe das noch toppen: Mozarts „Bildnis“-Arie aus der „Zauberflöte“, deren strömende Kantabilität die Oboe so schön aussingt, als stände hier Fritz Wunderlich. Bezaubernd.

Gewiss hätte Edgar Varèses „Arcana“ dieser Reise in sensibelste Klangregionen noch einen Stachel der Provokation einziehen können, der auch Ruzickas DSO-Intendanz immer wieder kennzeichnete. Coronabedingt musste die Aufführung abgesagt werden. Doch Gustav Holsts „Planeten“-Zyklus ist auch keine schlechte Wahl. Vollends heben Musiker:innen und Publikum bei der “Star Wars”-Suite von John Williams ab, eine Klangreise in strahlender Orchesterbrillanz.