Einfache Rechnung, schwerer Weg für die deutschen Fußballer
Max Kruse machte eine einfache Rechnung auf. „Es gibt keine Steigerung zur Silbermedaille außer die Goldmedaille“, sagte der Stürmer des 1. FC Union. Ohne dieses Ziel brauche die Mannschaft gar nicht erst antreten. Ganz so weit wollte Arne Maier von Hertha BSC noch nicht gehen, aber zumindest versprach er für die Olympischen Spiele in Japan eine junge und freche deutsche Mannschaft, „die sehr viel Spielfreude mitbringen wird, aber auch in den Zweikämpfen konsequent ist“.
Die Mannschaft ist also bereit für das erste Spiel des Fußballturniers am Donnerstag (13.30 Uhr, live in der ARD), bei dem es gleich gegen den wohl schwerstmöglichen Gegner Brasilien geht. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio war dies die Finalansetzung, Deutschland verlor im Elfmeterschießen. Weitere Gegner der DFB-Auswahl in der Gruppe sind am Sonntag zunächst Saudi-Arabien und dann am nächsten Mittwoch die Elfenbeinküste.
Im Viertelfinale könnte es zum Duell mit Spanien kommen, das sechs Spieler aus dem EM-Kader dabei hat. „Was die Einzelqualität der Spieler anbelangt, ist Brasilien zusammen mit Spanien für mich der Turnierfavorit“, sagte Trainer Stefan Kuntz.
„Deutschland gegen Brasilien ist immer ein Highlight für alle“, sagte Kruse, der sich laut eigener Aussage nicht mit dem gegnerischen Kader beschäftigt hat. „Wir können jedes Team schlagen und das müssen wir auch vermitteln.“ Neben dem 33 Jahre alten Routinier und Maier stehen zwei weitere Profis aus Berlin im deutschen Kader: Herthas Jordan Torunarigha und Unions Cedric Teuchert. Außerdem sind von Hertha Matheus Cunha für Brasilien und Lucas Tousart für Frankreich dabei.
Herthas Arne Maier sagt: „Man sollte uns nicht unterschätzen.“
„Direkt zum ersten Spiel so ein Kracher, ich glaube, da ist jeder Fußballer heiß drauf“, sagte Nadiem Amiri von Bayer Leverkusen: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch jetzt schon aufgeregt bin.“ Vor allem der olympische Spirit, den die Mannschaft beim Besuch des Athletendorfes am Dienstag aufsaugen konnte, habe noch mehr Vorfreude vermittelt, ergänzte Kuntz.
Im Juni hatte er die U-21-Nationalmannschaft zum EM-Titel geführt, im Finale hieß es 1:0 gegen Portugal. Nun kommt bei Olympia eine völlig neue Mannschaft zusammen. „Die Abläufe sind natürlich noch nicht 100 Prozent gefestigt“, sagte Maier. Dennoch sei die Truppe ein gutes Team, „man sollte uns nicht unterschätzen.“
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Im Januar hatte Kuntz eine Liste mit 100 Spielernamen erstellt, die für eine Nominierung in Frage gekommen wären. Aber je näher die Frist heranrückte, desto mehr Absagen erreichten den Trainer. Manche Spieler ziehen die Vorbereitung auf die neue Saison mit ihren Klubs vor. Andere, die gern in Japan dabei gewesen wären, bekamen keine Freigabe von ihren Vereinen.
22 Spieler hätten im Kader stehen dürfen, doch so viele bekam Kuntz nicht zusammen. Nachdem auch noch Ismail Jakobs wegen seines Wechsels vom 1. FC Köln zur AS Monaco aus der ersten französischen Liga verzichtet hatte, sind 15 Feldspieler und drei Torhüter übrig. Im Vorfeld hatte Kuntz mehrmals seinen Ärger über die vielen Absagen geäußert. Jetzt, kurz vor Turnierstart gegen Brasilien, sagte er: „Es ist so, wie es ist.“ Die Mannschaft müsse nun das Beste daraus machen. (mit dpa)