Alba Berlin behält vor toller Kulisse die Nerven
Luke Sikma schaute direkt in Richtung des Gästeblocks. Die Fans von Roter Stern Belgrad brüllten und pfiffen, wedelten mit den Armen. Alba Berlins Kapitän ist ein guter, aber kein ausgezeichneter Freiwerfer, doch in dieser entscheidenden Szene behielt er die Nerven. Wenige Sekunden vor Schluss des spannenden Euroleague-Heimspiels gegen die Serben traf Sikma beide Versuche und erhöhte Albas Vorsprung auf vier Punkte. Das reichte für einen wichtigen Sieg gegen einen Tabellennachbarn: Am Ende stand es am Freitagabend vor 5135 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof 74:70 (24:15, 13:20, 21:22, 16:13) für Alba. Damit halten die Berliner ihre kleinen Chancen auf die Play-offs weiter am Leben.
Alba musste wie in den vergangenen Wochen auf die verletzten Flügelspieler Marcus Eriksson und Louis Olinde verzichten. Außerdem fehlte Point Guard Tamir Blatt krank. Die ersten Minuten bestimmten Christ Koumadje und Jaleen Smith. Der Center aus dem Tschad dominierte die Zone anfangs eindrucksvoll. Zwei Blocks, zwei Rebounds, zwei Alley-oop-Dunks standen in der Statistik, da war das Auftaktviertel erst zur Hälfte vorbei. Smith tat sich nicht nur als Passgeber für Koumadje hervor, sondern traf auch selbst sehr effektiv. So konnte sich Alba sogar einige einfache Ballverluste leisten, die Belgrad zu schnellen Punkte nutzte. Mit einem 7:0-Lauf erarbeiteten sich die Berliner einen Vorsprung und nach einem Dreier von Maodo Lo war dieser erstmals zweistellig.
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Doch so einfach ließen sich die Serben, die seit Wochen stark in Form sind, nicht abschütteln. Ihre Fans hielten zwar nicht viel von Masken, waren aber sehr laut. Das tat der Mannschaft des früheren Bayern-Coaches Dejan Radonjic sichtlich gut. Roter Stern kämpfte sich zurück und profitierte davon, dass der Distanzwurf nun endlich fiel. Alba brachten die gesteigerte Intensität des Gegners und einige fragwürdige Pfiffe aus dem Konzept, offensiv lief in dieser Phase nicht viel. Doch nachdem Belgrad durch einen starken Lauf in Führung ging, fanden die Berliner eine Antwort. Auch die Alba-Fans wurden nun immer lauter – mit Erfolg. Mit einem minimalen Vorsprung für die Gastgeber ging es in die Kabinen.
Nach der Pause ging es weiter knapp und hitzig zu. Keine Mannschaft konnte sich absetzen und so wurde das Spiel von Minute zu Minute umkämpfter. Das ist zwar eigentlich nicht Albas Stil, doch die Berliner passten sich an und wichen keinen Zentimeter zurück. Auch dass Koumadje nach einem technischen und einem unsportlichen Foul schon im dritten Viertel raus musste, konnten sie kompensieren. Im Schlussviertel kamen kaum noch konstruktive Angriffe zustande, das Spiel lebte einzig und allein von der Spannung. Angeführt von einem mal wieder überragenden Guard-Duo Lo/Smith und mit guten Nerven brachte Alba den Sieg aber nach Hause.