Die nächste bittere Pleite für Hertha
Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Spiel beginnen kann. Aus Sicht von Hertha BSC trat am Samstagnachmittag die schlechteste ein: Nach einem Zweikampf zwischen Vladimir Darida und Paul Seguin sauste der Ball quer über den Platz zu Branimir Hrgota und der brachte ihn zur Führung für die Spielvereinigung Greuther Fürth unter. Da waren noch keine 30 Sekunden vorbei. Der Anfang war höchst ungünstig für Hertha. Und das Ende auch: Die Gäste verloren beim abgeschlagenen Schlusslicht 1:2 (0:1), verpassten erneut den dringend benötigten Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga und stehen weiter auf dem 14. Tabellenplatz.
Der Trend ist ebenfalls alarmierend. Auch das sechste Pflichtspiel 2022 endete ohne Sieg. Gegen den VfL Bochum und Fürth hatte Hertha in der Hinrunde gewonnen, jetzt sprang insgesamt ein Punkt heraus. „Natürlich hatten wir uns vorgenommen, mehr Punkte zu holen. Das ist nun nicht gelungen. Jetzt kommt es drauf an, dass wir die Situation annehmen“, sagte Trainer Tayfun Korkut. Die Situation stellt sich wie folgt dar: Abstiegskampf, mehr denn je.
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Frühe Rückstände hatte sich Hertha zuletzt öfter eingehandelt. In Fürth war es also bereits in der ersten Minute soweit. „Wir sind überhaupt nicht so gestartet, wie wir es uns vorgenommen hatten“, sagte Korkut. Danach fanden die Gäste ins Spiel – für ein paar Minuten. Bei der besten Gelegenheit setzte sich Ishak Belfodil gegen mehrere Fürther durch, kam jedoch nicht an der neuen Nummer eins Andreas Linde vorbei. Der Winterzugang hat Sascha Burchert, früher lange bei Hertha, im Tor verdrängt.
Die kurze Drangphase blieb ohne Ergebnis, nun griff endgültig die Verunsicherung um sich. In der Offensive reihte sich ein Fehlpass an den nächsten, vor allem Myziane Maolida gelang fast nichts. In der Defensive stellte der Tabellenletzte die Berliner immer wieder vor größte Probleme. Erst drosch Timothy Tillman mit vollem Risiko drüber, kurz danach gab es ein Missverständnis zwischen Linus Gechter und Torwart Alexander Schwolow. Den Abschluss aus spitzem Winkel von Jeremy Dudziak klärte Gechter auf der Linie.
Der 17-Jährige spielte, da Marc Kempf positiv auf das Coronavirus getestet worden war.. Zudem stand Suat Serdar wieder in der Startelf, auch Lucas Tousart war dabei. Dafür saßen Jurgen Ekkelenkamp und Santiago Ascacibar draußen.
In der 34. Minute herrschte sekundenlang völliges Durcheinander in Herthas Strafraum, diesmal rettete Tousart gerade noch. Fürth war das klar bessere Team und zeigte, warum es nur eines der vorigen fünf Spiele verloren hatte – ging aber trotzdem mit der knappsten aller möglichen Führungen in die Kabine.
Die Gäste hatten in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff gleich mehrere gefährliche Szenen. Allerdings gelang weder Stevan Jovetic noch Darida oder dem für Maolida eingewechselten Marco Richter der Ausgleich. Trainer Tayfun Korkut versuchte es mit weiteren Impulsen von außen, brachte Davie Selke und Fredrik André Björkan für Belfodil und Peter Pekarik.
Es hätte auch noch schlimmer kommen können für Hertha
Doch es fiel nicht der Ausgleich, sondern das nächste Gegentor. Maximilian Mittelstädt sprang der von Marco Meyerhöfer getretene Ball im eigenen Strafraum an die Hand, Schiedsrichter Daniel Schlager entschied auf Elfmeter. Dies hatte auch nach der Videoüberprüfung Bestand. Kapitän Hrgota lief an und verwandelte sicher.
Wenig später verpasste der an diesem Nachmittag glücklose Jovetic aus kurzer Distanz den Anschlusstreffer und die mitgereisten Hertha-Fans hatten genug. „Absteiger, Absteiger“, war aus dem Gästeblock zu hören. Danach wäre es fast noch heftiger gekommen. Doch erst hielt Schwolow stark gegen Hrgota, dann verhinderte Gechter zum zweiten Mal auf der Linie einen Treffer, nun gegen Havard Nielsen. „Wir hätten das Spiel früher entscheiden können“, stellte Fürths Trainer Stefan Leitl fest.
So blieb ein klein wenig Hoffnung für Korkuts Team. In der rasanten Schlussphase machte Gechter nach Vorlage von Darida in der 82. Minute per Kopf das 1:2, es war sein erstes Bundesligator. Dem Aufsteiger ging komplett die Kraft aus, Hertha versuchte alles. Tatsächlich ergaben sich Chancen. Aber Richter verzog knapp. Und auch in den letzten Sekunden, als in der Fürther Abwehr nur noch Konfusion herrschte, ging der Ball nicht rein.
Wenig später herrschte großer Jubel am Ronhof, der Stadionsprecher jubelte lautstark über den ersten Heimsieg des Klubs vor Fans in der Bundesliga, knapp 8000 Zuschauer waren dabei. Hertha blieb nur der Frust. „Wir haben es nicht verdient etwas mitzunehmen nach dieser ersten Halbzeit“, bilanzierte Mittelstädt.