Die Auswärtsserie der Eisbären Berlin reißt
Vor dem Spiel der Eisbären in Wolfsburg machte ein interessantes Gerücht rund um den Berliner Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Runde. Angeblich stehe Torwart Mathias Niederberger vor einem Wechsel in die KHL, die Liga unter russischer Regie. Awtomobilist Jekaterinburg habe sehr viel Geld geboten, hieß es. Schließlich sucht der Klub nach 22 Spielen und satten 70 Gegentoren nach einem neuen Torwart. Allerdings waren die Eisbären davon selbst erstaunt. „Gut, dass wir das jetzt auch wissen“, sagte Sportdirektor Stéphane Richer und lachte. Da sei definitiv nichts dran, sagte auch Geschäftsführer Thomas Bothstede.
Das wäre ja auch ein Schlag für die Eisbären, die am Sonntag in Wolfsburg Tobias Ancicka anstelle von Niederberger in ihr Tor stellten. Das hätte also zum Gerücht gepasst, allerdings war ein Wechsel angesichts des engen Spielplans ja auch aus gutem Grund angesagt. Und Ancicka machte seine Sache zwar ordentlich, die Berliner verloren trotzdem 4:5 (1:1, 2:2, 1:1/0:1) nach Verlängerung bei den Grizzlys und damit riss ihre unglaubliche Auswärtsserie nach sieben Erfolgen in Serie auf gegnerischem Eis.
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In dem Spiel von Wolfsburg war in jedem Fall drin, was draufstand. Das Spitzenspiel des Sonntags in der Liga war mit dem ersten Bully eine sehr rasante Angelegenheit, wobei es anfangs so wirkte, als seien die Berliner immer einen Tick cleverer. Die Eisbären legten im ersten Drittel durch einen Treffer von Jonas Müller vor, in Unterzahl kassierten sie dann allerdings den 1:1-Ausgleich durch Trevor Mingoia.
Die Wolfsburger zogen ihr starkes Powerplay auf
Nachdem Leo Pföderl und der phantastisch aufspielende Kapitän Frank Hördler dann für die Berliner im zweiten Durchgang mit Treffern nachgelegt hatten, stand einem Berliner Erfolg eigentlich nichts mehr in Wege – bis dann Yannick Veilleux die Wolfsburger wieder ins Spiel brachte. Nachdem der Kanadier eine doppelte Zwei-Minuten-Strafe wegen hohen Stocks kassiert hatte, zogen die Wolfsburger wieder ihr starkes Powerplay auf – und trafen doppelt. Mingoia erzielte das 2:3 und Spencer Machacek, einst bei den Eisbären aktiv, glich aus. Erschwerend kam für die Berliner hinzu, dass Blaine Byron im zweiten Drittel – anscheinend verletzt – in die Kabine ging. Für ihn rückte Zach Boychuk neben Pföderl und Marcel Noebels in die gefährlichste Sturmreihe der Eisbären. „Ich denke nicht, dass es was Schlimmes ist“, sagte Trainer Serge Aubin nach dem Spiel.
Die Ideen und Künste von Byron fehlten dem Berliner Spiel danach merklich, aber zumindest konnten sich die Eisbären in der weiter sehr starken Partie auf ihr Powerplay verlassen. Kevin Clark traf mit einem satten Schuss an den Innenpfosten und der Puck flog ins Wolfsburger Tor. Die Niedersachsen schlugen allerdings zurück, Jordan Murray traf zum 4:4 – wieder im Überzahlspiel, bei diesem Treffer sah Ancicka dann einmal nicht gut aus. Es ging also in die Verlängerung und da hatten die Berliner beste Chancen, Matt White traf sogar den Pfosten, aber im Gegenzug erzielte Darren Archibald das Siegtor für die Wolfsburger.
Für die Grizzlys war der Erfolg gegen die Berliner Mannschaft ein angenehmes Gefühl. In der Finalserie der Vorsaison hatten sie beim Titelgewinn der Berliner noch die große Chance auf die Meisterschaft auf eigenem Eis vergeben. Vielleicht half es ihnen, dass ihre Fans unter den 2950 Zuschauern in der Eis-Arena tatsächlich akustische Hoheit hatten über die vielen mitgereisten Anhänger der Eisbären, die aber ihrem Team trotz der knappen Niederlage applaudierten. Denn an der Leistung der Berliner gab es wenig auszusetzen – abgesehen vom Unterzahlspiel vielleicht.