Ausstellung Ole Scheeren in Karslruhe: Herr der Türme
Er stapelt in Asien ganze Architekturblöcke übereinander, als wären es Kartenhäuser, baute 1018 mit dem 314 Meter hohen Skyscraper Maha Nakhon zumindest das zweithöchste Gebäude in Bangkok und schuf 2012 damals noch als Partner von Rem Koolhaas’ Büro OMA das Hauptquartier des chinesischen Staatsfernsehens in Peking. Höchste Zeit, den „Herrn der Türme“, wie Ole Scheeren nicht unbedingt zu seiner Freude bezeichnet wird, auch in Deutschland bekannter zu machen. Das besorgt jetzt das Zentrum für Kunst und Medien in seiner Geburtsstadt Karlsruhe. Am 10. Dezember eröffnet dort die Ausstellung „Spaces of Life“.
Natürlich wird dort dann die Wohnanlage „The Interlace“ vorgestellt, die 2014 als weltweit bestes Hochhausprojekt für städtischen Lebensraum mit dem Urban Habitat Award ausgezeichnet wurde, gefolgt von der Auszeichnung „World Building of the Year“ ein Jahr später. Wer sich in der globalen Architekturlandschaft umschaut, stößt automatisch auf Bauten des 51-Jährigen, der seit 2010 sein eigenes Büro unterhält. Heute unterhält er Niederlassungen in Peking, Hongkong und Bangkok, das deutsche Headquarter befindet sich in Berlin-Moabit.
Scheeren denkt Architektur anders. Das macht seine Entwürfe so spannend. Hatten die Auftraggeber von „The Interlace“ eigentlich erwartet, dass er für die 1040 geplanten Wohneinheiten auf 170.000 Quadratmetern zwölf Türme hintereinander stellen würde, so dachte er stattdessen die Bauaufgabe horizontal und schuf Höfe mit Gärten. Auf die Frage des Kunstmagazins Monopol, das ihn zuletzt in einem großen Interview vorstellte, ob das Hochhaus rein ökologisch noch eine Zukunft hat, antwortete er: „Das Hochhaus als reine Multiplikation eines kleinen Grundstücks müssen wir vehement hinterfragen. Das Hochhaus als Werkzeug von Verdichtung spielt in der Realität noch eine große Rolle.“ Und er gab zu bedenken, dass neben der ökologischen Nachhaltigkeit die soziale Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden dürfe.
Ein spannender Baumeister also, der schon als 14-Jähriger im Büro seines Architektenvaters Dieter Scheeren, mitarbeiten durfte. Die Karlsruher Ausstellung veranschaulicht einerseits „die historische Dimension“ seines Werks, andererseits den skulpturalen Charakter seiner Bauten.
Zur Startseite