Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Schlankere Strukturen und mehr Geld ab 2026

Es sei ein guter Tag für die Preußenstiftung, sagt der scheidende Generaldirektor Hermann Parzinger beim Jahresempfang der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin.
Tagsüber haben die Regierungschefinnen und Chefs der Länder und Bundeskanzler Olaf Scholz im Bode-Museum das neue Finanzierungsabkommen für die Stiftung unterschrieben. Zwölf Millionen Euro mehr pro Jahr zahlen Bund und Länder ab 1. Januar 2026 für die Preußenstiftung, der größten Kultureinrichtung der Bundesrepublik. Wobei der Bund neun Millionen Euro davon übernimmt.
Der Sockelbetrag für die Betriebskosten der SPK steigt damit um zehn Prozent auf 135 Millionen Euro. In Zeiten knapper Kassen und hoher Sondervermögen für Militärausgaben ein Bekenntnis zur Kultur „als Klebstoff für die Gesellschaft“, so wird es an diesem Abend formuliert.
Finanzierung gesichert
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der zugleich Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, und Berlins Bürgermeister Kai Wegner waren zum Jahresempfang der Stiftung in die James-Simon-Galerie gekommen. Dazu Berliner Intendantinnen und Intendanten sowie einige der rund 2000 Beschäftigten der Stiftung und natürlich die designierte Stiftungspräsidentin, Marion Ackermann, die ab Juni ihren Job antritt.
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Projekte für 2025 wurden vorgestellt: vom 200-jährigen Jubiläum der Museumsinsel, das ab Juni gefeiert wird, bis zur Wissenschaftskooperation mit Oxford. In einem Poetry-Slam-Format, in dem jeder Teilnehmer nur drei Minuten Redezeit hatte, präsentierten Direktoren und Projektleiter von Kupferstichkabinett, Staatsbibliothek, Musikinstrumentenmuseum, Ibero-Amerikanischem Institut und Geheimem Staatsarchiv Highlight-Projekte ihrer Einrichtungen.
Bekenntnis zur Kultur in schwierigen Zeiten
Wichtiger noch als das Programm für 2025 ist an diesem Abend aber das große Ganze. Das kulturelle Erbe zu bewahren, sei eine wichtige Aufgabe, so Ministerpräsident Kretschmer, die Bund und Länder in ganz besonderer Weise verbinde.
Dass eine Aufstockung für die SPK in finanziell angespannten Zeiten gelungen sei, wertet er als gutes Zeichen für die Kultur und als Ausweis dafür, dass „die drei Parteien es schaffen können, einen gemeinsamen Weg zu gehen“. Die Parteien seien in Deutschland keine Feinde, höchstens Konkurrenten oder Gegner. Viel Zuversicht also von Seiten des CDU-Politikers angesichts der vorläufigen Absage der Grünen zum Finanzpaket.
Hermann Parzinger, der Ende Mai in Rente geht, kann jedenfalls von sich behaupten, die SPK in solidem Zustand zu hinterlassen. Das Budget für die nächsten Jahre ist gesichert, das Finanzierungsabkommen war Teil eines umfassenden Reformprozesses, der Deutschlands wichtigster Kultureinrichtung 2020 dringend vom Wissenschaftsrat verordnet worden war und der nicht immer gut vorankam.
Das Ziel ist es, schlankere Strukturen und mehr internationale Strahlkraft herzustellen für die 1957 ins Leben gerufene Stiftung, die die Verantwortung trägt für die Sammlungen des ehemaligen Staates Preußen.
Den Besuchern mehr bieten
Ende Januar beschloss das Bundeskabinett mit parteiübergreifender Mehrheit eine Neufassung des Stiftungsgesetzes von 1957. Ein wichtiger Meilenstein. Denn erst damit können die Chefs der einzelnen Institute und Museen eigenständiger schalten und walten. Zudem zahlen nun auch die Bundesländer, die an der Finanzierung der SPK beteiligt sind und ihre Zuschüsse (bis auf das Land Berlin) seit 1996 nicht erhöht haben, nun sogar etwas mehr. Darauf kann die neue Präsidentin Marion Ackermann aufbauen.
Und Parzinger, der an diesem Abend seinen 66. Geburtstag feierte, lässt wissen, dass die zusätzlichen zwölf Millionen Euro pro Jahr verwendet werden sollen, um die Qualität der Einrichtungen zu verbessern, nicht etwa, um Löcher zu stopfen. Das heißt: mehr Kommunikation via Social Media, neue Besuchergruppen erschließen, mehr Personal für die Museumsteams. Das ist auch bitter nötig, wenn man hört, dass etwa die Gemäldegalerie mit ihrer weltberühmten Sammlung bisher mit einer halben Stelle für Bildung und Vermittlung auskommen musste.
Während Bund und Länder bei der großen SPK zehn Prozent drauflegen, hat Berlin den Kulturetat des Landes um mehr als zehn Prozent zurückgefahren und treibt mit diesem Schnitt in absehbarer Zeit langjährig aufgebaute mittlere und kleine Kultureinrichtungen und Ausstellungshäuser in die Insolvenz.
Das gemeinsame Signal von Bund und Ländern, die Kultur als wichtige Stütze der Gesellschaft zu fördern, legt Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Rede auch dem „lieben Regierenden Bürgermeister“ Kai Wegner ans Herz, an dessen Bekenntnis zur Kultur in der Hauptstadt gerade viele zweifeln. Ansonsten kommt der unkoordinierte Kahlschlag in der Berliner Kulturlandschaft an dem Abend nicht mehr vor. Hauptsache, der große Tanker läuft.