Der 1. FC Union muss im Trainingslager einige Baustellen schließen
Ganz zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft war Urs Fischer nicht, die Krise wollte er aber noch nicht ausrufen. „Wenn Du elf Spieler auf einmal integrieren musst, ist es nicht mehr als logisch, dass da nicht alles stimmt,“ sagte der Trainer des 1. FC Union im Stadion An der Alten Försterei. Das war vor einem Jahr, Union hatte ein souveränes 3:0 gegen Dynamo Dresden eingetütet.
Zwölf Monate später ist die Situation ähnlich. Am Sonnabend gewannen die Köpenicker ihr erstes Heimtestspiel des Sommers, und trotzdem äußerte Fischer Kritik. „Man hat schon gesehen, wenn die Mannschaft so durchmischt ist wie heute, dass die Automatismen halt nicht so funktionieren wie sonst. Von daher habe ich schon ein gewisses Verständnis, aber es war mir trotzdem in der Summe zu wenig“, sagte er nach dem 2:1 gegen Bohemian FC aus Dublin.
Am Montag reisen die Berliner zehn Tage nach Österreich zum zweiten Trainingslager. Dort stehen sie vor der gleichen Herausforderung wie in den vergangenen Jahren. Nach dem Abgang zahlreicher Leistungsträger wie Taiwo Awoniyi, Andreas Luthe und Grischa Prömel muss man aus einem neuformierten Kader schnell wieder eine geschlossene Mannschaft formen. Auch wenn es dieses Jahr bisher nur acht Neuzugänge sind.
So hat Fischer harte Arbeit für die Tage in Neukirchen am Großvenediger, in den Bergen des Salzburger Lands, angesetzt. „Das wird nochmal eine Packung geben, wo es um Intensität geht, auch um konditionelle Aspekte“, sagte er. „Wir müssen weiter an unseren Automatismen arbeiten, den neuen Spielern unsere Prinzipien weiter mit auf den Weg zu geben, dass sie diese verinnerlichen.“
Bisher ist es ihm immer gut gelungen, trotz eines großen Umbruchs die Mannschaft schnell wieder auf die Beine zu stellen. Auch in diesem Sommer gab es erste gute Zeichen: Der niederländische Verteidiger Danilho Doekhi belohnte sich gegen Dublin für eine starke Leistung mit einem Traumtor, und der von Young Boys Bern gekommene Stürmer Jordan Siebatcheu kam nach seiner Einwechslung mehrmals in gute Abschlusspositionen. Nur die Effizienz vor dem Tor hat bei ihm letztlich gefehlt.
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Generell sind die Leistungen in den Testspielen aber bisher unter den Erwartungen geblieben. Bei der Niederlage gegen Eintracht Braunschweig fehlte die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, und auch nach den Siegen gegen Viktoria Berlin und den 1. FC Magdeburg hat der Trainer Kritik geübt.
Damit war er nicht alleine. „Wenn wir so spielen wie heute, wird es definitiv nichts,“ sagte Rani Khedira nach dem Test gegen die Iren, zeigte sich aber optimistisch. „Die Neuen haben sich gut eingelebt bis jetzt, sind alle vom Charakter her richtig gute Jungs,“ sagt er. Als etablierter Führungsspieler, der erst im vergangenen Sommer nach Berlin gekommen ist, ist er selber der lebende Beweis, wie schnell es bei Union gehen kann.
Die Frage nach der neuen Nummer eins ist noch nicht geklärt
Neben der allgemeinen Integration muss Fischer in Österreich auch einzelne Baustellen ins Visier nehmen. Im Tor steht etwa noch nicht fest, wer Luthe als langfristige Nummer eins ersetzen wird. Frederik Rönnow hat zwar am Ende der vergangenen Saison mit starken Leistungen für sich geworben, doch der von Bayer Leverkusen gekommene Lennart Grill hat auch schon deutlich gemacht, dass er sich nicht mit der Reservistenrolle zufrieden geben wird.
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Zudem bleiben trotz der erfolgreichen Transferarbeit ein paar Fragen offen. Etwa, ob der zuletzt an Trabzonspor ausgeliehene Tymoteusz Puchacz eine Zukunft bei Union hat. Vor allem offensiv hat der Pole gegen Dublin beeindruckt, doch so richtig von ihm überzeugt klang Fischer immer noch nicht: „Er war heute engagiert, hat aber auch das eine oder andere, wo er sich verbessern muss.“
Sein Landsmann Pawel Wszolek hat sich nach einem enttäuschenden Jahr schon wieder verabschiedet. Womöglich wird es Puchacz bald ähnlich gehen. Denn mit dem früheren Augsburger Linksverteidiger Philipp Max wurde Union schon mehrfach in diesem Sommer in Verbindung gebracht, und am gesetzten Niko Gießelmann scheint aktuell ohnehin kein Weg vorbeizuführen.
So oder so muss man in den nächsten zehn Tage Antworten auf die wesentlichen Fragen liefern. Denn nach der Rückreise am 20. Juli bleiben weniger als zwei Wochen bis zum ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal beim Chemnitzer FC.