Hertha BSC und der Flutlicht-Fluch: „Vielleicht einen Espresso mehr trinken“
Hätte eine komplett fußballfremde Person am Donnerstag die Pressekonferenz von Hertha BSC besucht, hätte sie bestimmt den Eindruck gehabt, es handelte sich hierbei um einen internationalen Spitzenklub.
Es war die Rede von 45.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die für Spiel am Samstag gegen Nürnberg (18.30 Uhr) im Olympiastadion erwartet werden; von Meisterschaften, die noch nicht so lange zurückliegen (wenn auch „nur“ im Juniorenbereich); von etlichen Nationalspielern, die Hertha zuletzt abstellen musste und von „mutigem Fußball“ (O-Ton Marius Gersbeck), den die Berliner spielen. Diese Hertha muss also fürwahr ein Riese im internationalen Fußball sein.
Die Wahrheit sieht anders aus. Hertha spielt zweitklassig und dort auch nur mittelmäßig, nicht einmal kreisligareif war in den vergangenen Jahren das Management des Klubs. Hertha, der vermeintliche Riese, hat sich klein gewirtschaftet. Und dennoch: Der Klub lebt, die Fans kommen weiterhin in Scharen und mit ein bisschen Glück sehen sie auch ansprechenden Fußball wie jüngst in der Liga beim 5:2 gegen Schalke.
Sieben Punkte trennen Hertha von Relegationsplatz drei. Bei noch acht ausstehenden Spielen gibt es daher durchaus noch eine Chance, dass die kleine Hertha wieder etwas größer wird. Einen kleinen Nachteil haben die Berliner aber: die Dunkelheit beziehungsweise vielmehr: das Flutlicht.
Unter selbigem hat die Mannschaft von Trainer Pal Dardai in dieser Saison bei fünf Spielen am Samstag um 20.30 Uhr viermal verloren und einmal remis gespielt. „Vielleicht einen Espresso mehr trinken. Bisschen mehr Koffein, um wach zu sein“, sagte Dardai angesichts der Statistik mit einem Augenzwinkern.
Dem 48-Jährigen war diese Statistik bislang nicht bekannt. „Flutlicht für die Trainingsplätze“, schlug der Ungar daher vor und kam ins Grübeln: „Wahrscheinlich machen wir etwas falsch. Vielleicht müssen wir unsere Tagesordnung überdenken“. Torhüter Marius Gersbeck, der zum dritten Mal nacheinander den verletzten Tjark Ernst vertreten soll, äußerte fast entschuldigend: „Familienväter werden schon müde um die Zeit“. (Tsp/dpa)