Es geht um mehr als das Outfit
Oliver Bierhoff ist und bleibt ein Mann der Zahlen. Der Direktor Nationalmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kann einfach nicht aus seiner Haut. Als Bundeskanzler Olaf Scholz im Juli forderte, dass im Jahr 2022 sämtliche Fußball-Nationalspieler gleich bezahlt werden sollten, egal ob männlich oder weiblich, da widersprach ihm Bierhoff aufs Entschiedenste.
Aus seiner rein betriebswirtschaftlichen Sicht war das nur logisch: Die Männer erlösen ein Vielfaches dessen, was die Frauen erlösen; folglich haben sie auch den berechtigten Anspruch, besser bezahlt zu werden als die Frauen.
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Was Bierhoff leider übersehen hat: Es geht bei dieser Frage auch um Symbolik, gerade für einen Verband wie den DFB, der in der Vergangenheit immer so arg darum bemüht war, sich den Ruf zu erwerben, besonders progressiv zu sein.
Symbolik deshalb, weil die männlichen Nationalspieler bei ihren exorbitanten Grundgehältern nicht auf die Prämien des DFB angewiesen sind. Selbst wenn sie zu Gunsten der Frauen auf einen Großteil davon verzichten würden, reichte es noch, um auch künftig zweimal am Tag warm zu essen.
Geld steht auch für Wertschätzung
Geld spielt für Fußballprofis traditionell eine große Rolle, weil Gehälter und Prämien eben auch als allgemeinverbindliche Währung für Wertschätzung angesehen werden. Nur: Welche Wertschätzung wird dann eigentlich den Fußballerinnen entgegengebracht?
Dass man nicht zwingend unterscheiden muss zwischen Männern und Frauen, das zeigt jetzt ausgerechnet: der DFB. Der Verband hat die Trikots für die anstehenden Weltmeisterschaften vorgestellt. Und siehe da: Sie sind für Männer (2022 in Katar) und Frauen (2023 in Australien und Neuseeland) identisch. „Das neue Heimtrikot steht ganz im Zeichen des Teamgeists“, lässt der DFB dazu verlauten.
Ja, auch das ist erst mal nicht mehr als Symbolpolitik. Die Frage ist nur, wie sie gemeint ist: Geht es nur darum, die kritische Öffentlichkeit ruhigzustellen, von wegen: Was wollt ihr denn? Die Frauen kriegen doch jetzt sogar die gleichen Trikots wie die Männer!
Oder steht die Entscheidung symbolisch dafür, dass der DFB verstanden hat, worum es wirklich geht? Um echte Gleichberechtigung nämlich.