Professionell blaumachen: Fünf Tipps zum Abhängen in Berlin
Ein Leben ohne Alter, Geschlecht, Nationalitäten und soziale Schichten, ohne die Masken, die jeder trägt – das könne er auf der Bühne des Blue Max Theaters am Potsdamer Platz leben, sagt Nadim Helow – und trägt dabei selbst eine Maske aus dickem blauen Make-up.
Von Anfang an gehört er zum Berliner Ableger der Blue Man Group, die gerade ihr 20-jähriges Jubiläum feierte. Die Show, die heute ein globales Phänomen ist, startete Ende der 1980er-Jahre in New York als Persiflage auf die Performancekunstszene.
Die kindlich-anarchistischen Charaktere waren nicht so weit entfernt von dem, was Nadim Helow, Jahrgang 1976, selbst vor 20 Jahren machte. Er hatte zwar in München und Berlin Schlagzeug studiert und pendelte als Orchesteraushilfe zwischen Konzerthaus und Philharmonie, war aber vor allem in Berlins brodelnder Off-Performance-Szene unterwegs. Er ließ es auf ein Casting ankommen …
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Heute sorgt er als Captain der Berliner Blue Men dafür, dass der Laden läuft und die Performer neugierig bleiben auf ihre Besucher, mit denen sie stets Blick- und Körperkontakt suchen.
Offen zu sein und zu bleiben, hat Helow nicht zuletzt von seinen Eltern gelernt. Von seiner österreichischen Mutter, einer Floristin mit Liebe zum Ballett, und von seinem Vater, der in den 1950er-Jahren aus Palästina nach Deutschland kam und sich als junger Physikstudent eine Dauerkarte für die Neue Musik des Bayerischen Rundfunks bestellte.
Wo offene, neugierige Menschen sind, da ist auch Nadim Helow gerne unterwegs, wenn er nicht als Blue Man auf der Bühne steht. Dass „Man“ dabei für „Mensch“ steht, ist ihm wichtig.
Fünf seiner persönlichen Lieblingsorte verrät er in seinen Tipps fürs Wochenende.
1 Kieztreff ohne Hipster
Bevor ich ins Theater fahre, gehe ich oft ins Café Humboldthain, weil sich dieser neu eröffnete charmante Ort schnell als Treffpunkt in der Nachbarschaft etabliert hat. Neben der gemütlichen Atmosphäre ist das Angebot besonders beeindruckend: bester Kaffee, eine große Auswahl an selbstgebackenen Kuchen, sowie leckere Frühstücks- und Mittagsgerichte. Also perfekt für Leute wie mich, die um elf erstmal wach werden müssen.
Wenn Deniz, der Besitzer des Cafés da ist, kommt man schnell ins Gespräch. Seine herzliche Art machen das Café Humboldthain besonders attraktiv.
Ein toller Ort, um gemütliche und authentische Berliner Nachbarschaft – abseits von den Hipstern aus den Szenekiezen – zu genießen.
Ich empfehle, das Café vor oder nach einem Spaziergang zum Aussichtspunkt im nahegelegenen Humboldthain zu besuchen.
2 Die Welt mit anderen Augen sehen
Ich war schon oft mit meinen Kindern im „Spectrum“ des Technikmuseums und gehe immer wieder gerne hin. Obwohl es ein Kindermuseum ist, hat man als Erwachsener dort mindestens genauso viel Spaß.
Man wird neugierig auf das nächste Experiment. Das erinnert mich stark an die Neugier, die man als Blue Man für das Publikum hat, um ihm Stück für Stück näher zu kommen.
Die interaktiven Exponate und Experimente sind super faszinierend und man spielt sich über drei Stockwerke durch die Ausstellung. Wenn du etwas suchst, das die ganze Familie begeistert, kann ich das „Spectrum“ nur empfehlen.
3 Zeitreise
Die Musikbrauerei in der Prenzlauer Allee ist einer der letzten Orte in Berlin-Mitte, der an die goldenen 90er Jahre erinnert, als das wiedervereinte Berlin eine einzigartige Party- und Kulturmetropole war.
Jens, der Macher hinter diesem besonderen Ort, versucht ganz bewusst den Charme des alten Backsteinbaus aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts zu erhalten, umso einzigartiger ist das Gebäude der Musikbrauerei zwischen den ganzen teuren Neu-Immobilien.
Die Musikbrauerei ist ein lebendiges Beispiel für alle, die den Reiz der Wendezeit noch einmal erleben wollen – von außen. Denn leider steht gerade nur eine öffentliche Informationsveranstaltung über die Wichtigkeit von Wasser (Do 1.8., 19 Uhr) auf dem Plan.
4 Kreuzberg ist grün
Der Biergarten Jockel in Kreuzberg ist ein echter Geheimtipp. Besonders für Familien aus der Nachbarschaft. Ich liebe die entspannte Atmosphäre dort, die perfekt für einen gemütlichen Nachmittag mit Freunden und meinen Kindern ist.
Direkt am Biergarten gibt es einen Spielplatz, auf dem die Kleinen sich austoben können, während die Eltern entspannt zuschauen. Außerdem gibt es Tischtennisplatten, wo man sich mit den besten Spielern der Gegend messen muss, um am Tisch zu bleiben. Es ist ein Ort, an dem ich immer gerne Zeit verbringe.
Livemusik gibt es auch. Am Freitag um 21.30 Uhr spielt Salih Korhut Peker anatolischen Grunge auf Mutanten-Instrumenten: elektrische Cümbüş, bundlose Gitarre und Çalama.
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5 Tabouleh wie bei Oma
Das Al Hamra am Helmholtzplatz begleitet mich seit bald 30 Jahren. In den 90ern von Palästinensern als Internetcafe eingerichtet, ist der Laden heute durch die einladende Atmosphäre ein gelungener Ort für interessante Begegnungen.
Als Palästinenser weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass es Orte wie das Al Hamra gibt. Dieses Café ist ein wahrer Schatz in Berlin, auch weil der Tabouleh Salat genauso schmeckt wie von meiner Oma aus Galilea.
Wer an mehr als an Essen aus Palästina interessiert ist, kann sich im Al Hamra informieren und wichtige Veranstaltungen, Filme und Vorträge besuchen. Sollte man öfter hingehen.
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Wer trotzdem nur gut Essen will: Vom traditionellen Mezze bis hin zu levantinischen Hauptspeisen bietet das Al Hamra extrem leckeres Essen und ist trotzdem gar nicht teuer.