Buchillustrationskunst: LesArt feiert Geburtstag mit der Ausstellung „Auserlesenes“
Blutrot leuchtet der Himmel hinter zwei Grashügeln, dort, wo sich die beiden schneiden, glüht der Himmel gelb. Geht dort die Sonne unter? Brennt es gar? Und die beiden Erwachsenen mit ihren Strohhüten, fliehen sie vor der Szenerie oder gehen sie nach einem Strandbesuch nach Hause? Und warum dreht sich der Junge um? Was sieht er dort unten?
Auf den zweiten Blick erkennt man in dem größeren Grashügel das Gesicht eines schlafenden Riesen. Was hat er damit zu tun? Fragen über Fragen wirft das Bild des Bilderbuchillustrators Aljoscha Blau auf, der dieses Werk exklusiv zum 30. Geburtstag von LesArt, des Berliner Zentrums für Kinder- und Jugendliteratur, gemalt hat.
Zusammen mit 29 weiteren Künstler:innen zeigt LesArt bis zum 7. Juli die 30 Originalillustrationen in verschiedenen Techniken. LesArt ist 1993 aus dem abgewickelten DDR-Zentrum für Kinderliteratur hervorgegangen, als Brücke zwischen Ost und West.
Die Idee zu dieser Jubiläumsausstellung entstand zu Lockdown-Zeiten. LesArt, das sonst Schulklassen zu bildkünstlerischer Arbeit empfängt, erweiterte sein Angebot im Netz und lud Illustrator:innen ein, ein Erzählbild zu malen oder zu zeichnen, zu dem Kinder dann Geschichten und Gedichte schreiben und einsenden sollten.
Der Erfolg war überwältigend, es wurden auch Bilder, Comics, Filme, sogar Musikstücke eingeschickt. Und nun, zum 30. Geburtstag dieser einzigartigen Institution, lud man Künstler:innen ein, die mit dem Haus in irgendeiner Form in den letzten 30 Jahren zusammengearbeitet hatten, ein exklusives Erzählbild zum Jubiläum zu schaffen.
Beim Betreten des Hauses empfangen den Besucher 30 „Zauberwörter“. Jedes Wort findet sich in einem Bild wieder, löst Assoziationen aus. Bei „Turm“ denkt man vielleicht an Rapunzel und bei „Weg“ vielleicht an Hänsel und Gretel – eine Lockerungsübung für die Betrachtung der 30 Bilder.
Rätsel gibt die schwarze Zeichnung von Shaun Tan auf, der für seine Zeichentrickfilme mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Ein Fabelwesen führt sein Junges an der Leine, ungläubig bestaunt von einem Kind, das seinen Hund ausführt. Zwei ähnliche Welten. Ist die Begegnung für das Kind eine Bedrohung oder löst sie Neugier aus?
Natürlich darf auch der Klassiker Klaus Ensikat nicht fehlen, der schon von Anfang an bei LesArt ausgestellt hat. Ein Ritter schwingt in Hemd und Hose mit Hut auf einem Schaukelpferd sein Holzschwert vor einer tristen Gasse, ein Mädchen schaut ungläubig zu – was denkt sie wohl?
In den drei Ausstellungsräumen laden Autorenkarten dazu ein, die Künstler:innen zu identifizieren und mehr über ihr Leben zu erfahren. Wer mitmacht, hat mehr von der Ausstellung. Alle Werke wandern nach und nach auf eine Website zur Schau. Dort erscheinen dann auch die Texte von Kindern. Das digitale Angebot soll ausgebaut werden, eine digitale Schatzkiste für Kinder zum 30. Geburtstag.
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