Nach der 2:5-Niederlage beim 1. FC Köln : Hertha BSC verliert die Hoffnung

Die Frage, ob Davie Selke wohl jubeln würde, sollte er ein Tor gegen seinen Ex-Klub erzielen, erübrigte sich. Nachdem der Stürmer des 1. FC Köln tatsächlich schon in der Anfangsphase zum 1:0 gegen Hertha BSC getroffen hatte, konnte er gar nicht jubeln. Selke lag rücklings auf dem Rasen. Ihm brummte der Schädel.

Der frühere Berliner musste später ebenso wegen einer Kopfverletzung ausgewechselt werden wie Herthas Innenverteidiger Filip Uremovic, mit dem er in der Luft aneinander gerasselt war. Auch Hertha BSC als Ganzes dürfte aus dem Spiel in Köln schlimme Kopfschmerzen davongetragen haben. Am Freitagabend kassierte der Berliner Fußball-Bundesligisten in einem spektakulär wilden Spiel eine 2:5 (2:3)-Niederlage.

Die Siegesserie, die Hertha benötigt hätte, um die Hoffnung auf den Klassenerhalt bis zum Schluss am Leben zu halten, endete damit, bevor sie überhaupt eine Serie wurde. Im neunten Auswärtsspiel des Jahres 2023 kassierte die Mannschaft von Trainer Pal Dardai ihre achte Niederlage. Zwei Siege am Stück sind Hertha in der gesamten Saison noch nicht gelungen. Die aber werden in den letzten beiden Spielen der Saison zwingend vonnöten sein, wollen die Berliner sich wenigstens noch in die Relegation retten.

Wie angekündigt hatte Dardai dieselbe Startelf aufgeboten wie beim Heimsieg gegen den VfB Stuttgart. Und sein Team begann mit frischem Selbstvertrauen. Hertha attackierte früh und versuchte, den FC unter Druck zu setzen. Doch es dauerte nicht lange, bis das Selbstvertrauen einen ersten Dämpfer erhielt.

Eric Martel konnte unbedrängt aus dem Halbfeld flanken – nicht die beste Idee gegen eine Mannschaft, deren beliebtestes Stilmittel Flanken sind. In der Mitte setzte sich Selke gegen Uremovic und Jonjoe Kenny durch und traf per Kopf zur Kölner Führung.

In der Folge wirkte Hertha ein wenig orientierungslos, fand sich aber wieder. Nur zehn Minuten nach dem 0:1 gelang Lucas Tousart mit seinem vierten Saisontor der Ausgleich. Nach einem abgewehrten Schussversuch von Marco Richter staubte er zum 1:1 ab.

Hertha schenkte den Vorteil wieder her

Damit nicht genug: Hertha legte nach. Nach einer halben Stunde schlug Marton Dardai einen punktgenauen Pass in den Lauf von Dodi Lukebakio. Der Belgier kam im Kölner Strafraum zu Fall, bugsierte den Ball jedoch im Liegen noch zu Stevan Jovetic. Aus zwölf Metern traf Jovetic zum 2:1. Die 3200 Fans aus Berlin, die ihre Mannschaft ausdauernd anfeuerten, bejubelten den Führungstreffer ekstatisch.

Wieder einmal schien es, als würde Pal Dardai Recht behalten. Davie Selke dürfe ruhig treffen, hatte er vor dem Spiel gesagt, „aber wir gewinnen“. Dummerweise waren noch knapp 60 Minuten zu spielen, und dummerweise schenkte Hertha den Vorteil viel zu schnell wieder her. Schon zur Pause hieß es 3:2 für die Kölner. Timo Hübers (im Anschluss an einen wohl unberechtigten Freistoß) und Ellyes Shkiri (nach einem Konter) hatten innerhalb von nicht einmal fünf Minuten gleich zweimal getroffen.

„Hey, was geht ab?“, höhnten die Kölner Fans, „wir schießen die Hertha ab.“ Die Chancen dazu waren schon in der ersten Hälfte vorhanden. Es war vor allem der starke Torhüter Oliver Christensen, der mit einigen Paraden einen höheren Rückstand verhinderte. Auch gleich nach der Pause war der Däne mit einem Reflex zur Stelle und bewahrte sein Team gegen Steffen Tigges vor dem 2:4.

So blieb Hertha im Spiel, wenngleich die Kölner sehr druckvoll in die zweite Hälfte starteten. Die Gäste hatten nun viel Glück, unter anderem bei einem Kopfball von Hübers an den Innenpfosten. Fast hätte man annehmen können, eine höhere Macht wollte die Niederlage der Berliner unbedingt verhindern.

Aber dazu hätte Hertha eben selbst noch ein Tor erzielen müssen. Die beste Gelegenheit hatte Jessic Ngankam, der gleich nach seiner Einwechslung und nach einem haarsträubenden Fehler von Jonas Hector freistehend an Torhüter Marvin Schwäbe scheiterte. Es sollte, bei allem Eifer, eben doch nicht sein.

Denn im Anschluss erlosch auch das letzte Fünkchen Hoffnung. Hübers und der eingewechselte Denis Huseinbasic machten mit ihren Toren alles klar „Hey, was geht ab?“, sangen die Kölner Fans nun, „die Hertha steigt endlich ab.“ Mit diesem Gedanken müssen sich die Berliner wohl tatsächlich vertraut machen.