Weltcup in Titisee-Neustadt: Skispringer Karl Geiger findet sein Fluggefühl wieder

Eine gute Stunde, nachdem der Wettbewerb der Männer auf der Hochfirstschanze beendet war, erfüllte ein stets wiederkehrendes Tröten das sonst verschlafene Titisee-Neustadt. Insbesondere Menschen, die in den polnischen Landesfarben rot und weiß gekleidet waren oder entsprechende Utensilien bei sich trugen, wirkten regelrecht euphorisiert nach diesem Weltcup-Wochenende der Skispringer.

Ihr Landsmann Dawid Kubacki stach mit einer für die Konkurrenz fast schon beängstigenden Dominanz am Sonntag heraus. Nach 139,5 Metern im ersten Durchgang setzte er im zweiten Versuch trotz eher ungünstiger Windbedingungen noch mal einen drauf und landete haushoch überlegen bei 143 Metern. Selbst Karl Geiger sprach geradezu ehrfürchtig von „Wahnsinn“.

Für den 29 Jahre alten Allgäuer endete die dreitägige Veranstaltung, die nach eher verhaltenem Start am Wochenende viele Tausende Zuschauer angelockt hatte, relativ unspektakulär. Nach je einem dritten Platz im ersten Wettbewerb am Freitag und mit dem Mixed-Team landete Geiger auf dem fünften Platz.

Zufrieden in Richtung Generalprobe nach Engelberg

Der dennoch dazu führte, dass er zufrieden weiterreisen kann in Richtung Engelberg, wo nun die Generalprobe für die Vierschanzentournee stattfindet. „Es war ein saugutes Wochenende für mich“, konstatierte er unmittelbar nach seinem Zweiten Sprung, der ihn noch mal drei Plätze nach vorne bringen sollte, beim ZDF.

Man darf getrost von einer Aufbruchstimmung sprechen, die Geiger nach den Tagen im Schwarzwald verspürt. Bei den ersten vier Wettkämpfen in diesem Jahr war er zweimal bereits nach dem ersten Durchgang ausgeschieden. Nun hat es den Anschein, dass er sein Fluggefühl wieder gefunden hat. Wenn immer die Kamera ihn rund um die Hochfirstschanze einfing, huschte ein Lächeln über sein Gesicht – so auch nach seinen insgesamt sechs Sprüngen.

Wir haben an diesem Wochenende einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, sind aber von der richtigen Spitze noch ein Stück weg.

Bundestrainer Stefan Horngacher über das vergangene Wochenende

Im vergangenen Jahr war Geiger nach einem starken Saisonstart im Gelben Trikot zum ersten Saisonhöhepunkt gereist und galt als Topfavorit − im Endergebnis lag er auf Rang vier. Bei der 71. Ausgabe des Wettbewerbs, der am 29. Dezember in Oberstdorf startet, wird er dennoch eher zu den Herausforderern zählen – das offenbarte sich in den vergangenen Tagen.

Neben Kubacki ragten der Slowene Anze Lanisek und Stefan Kraft aus Österreich heraus. „Wir haben an diesem Wochenende einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, sind aber von der richtigen Spitze noch ein Stück weg“, analysierte Bundestrainer Stefan Horngacher folgerichtig.

Bundestrainer sieht eine mannschaftlich geschlossene Leistung

Dass der Österreicher nach den jeweiligen Versuchen der DSV-Springer insgesamt recht zufrieden wirkte und mit seinen Assistenten abklatschte, lag an einer mannschaftlich geschlossenen Leistung.  Markus Eisenbichler, der ja regelmäßig mit seinen Sprüngen hadert, wirkte nach drei Tagen in Titisee-Neustadt zumindest ansatzweise versöhnt. Trotz des neunten Platzes am Sonntag habe er dennoch weiterhin den Eindruck, dass „Sprung und Gefühl“ nicht so recht zusammenpassen.

Für die Fans an der Schanze, die sich bei winterlicher Idylle an die Schanze begeben haben, war das zweitrangig. Ein Selfie mit Eisenbichler war ebenso viel wert wie ein Foto mit Geiger, der wegen seiner zwei Podestplätze am Wochenende ohnehin recht umfassend bei verschiedenen Ehrungen gefordert war.

Die größte Menschentraube versammelte sich am Sonntagabend allerdings rund um die Fahrzeuge des polnischen Teams. Denn bevor es wieder runter vom Berg ging, wollten viele dem Weltcup-Gesamtführenden noch mal so richtig nahe sein.  

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