Anerkennung für das deutsche Kino : Das sind die Nominierungen für die Oscars

In Los Angeles herrscht immer noch Ausnahmezustand, auch die Filmindustrie war in den vergangenen Wochen ausnahmsweise mal mehr mit der Realität als mit sich selbst beschäftigt. Dass die 97. Oscar-Verleihung am 2. März in Anbetracht der zerstörerischen Brände in Südkalifornien dieses Jahr etwas anders ablaufen würde, hatten Academy-CEO Bill Kramer und Academy-Präsidentin Janet Yang schon vorab im Branchenmagazin „Hollywood Reporter“ angekündigt.

Die Zeremonie soll ganz im Zeichen der Menschen stehen, die in dem Feuer ihr Leben und ihre Existenz verloren haben, wozu auch viele Mitglieder der Film-Community gehören. Trotzdem beschloss die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, am Termin für die wichtigste Veranstaltung des Kinojahres festzuhalten.

Für das deutsche Kino ist das eine gute Nachricht, denn mit dem Vatikan-Thriller „Konklave“, dem Terrordrama „September 5“ von Tim Fehlbaum und der Ko-Produktion „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof ist der deutsche Film – beziehungsweise deutsches Geld – bei der Gala in sechs Wochen prominent vertreten. Die beste Geschichte, die irgendwann ihre eigene Verfilmung verdient hätte, ist die des Iraners Rasoulof, dem nach jahrelangen Repressionen und einer drohenden Gefängnisstrafe in seiner Heimat im Mai zu Fuß die Flucht über Grenze gelang.

Der iranische Filmemacher Mohammad Rasoulof vertritt mit „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ dieses Jahr das deutsche Kino bei den Oscars.

© dpa/Jens Kalaene

Mitgebracht hatte er sein Familiendrama „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ über einen Justizbeamten im Teheraner Regime, der befördert wird und nun die Todesurteile nur noch durchwinken soll. Rasoulof konnte seinen Film in Cannes unter Standing Ovations persönlich vorstellen und vertritt das deutsche Kino bei den Oscars nun als bester internationaler Film.

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In den vergangenen zwei Jahren hatte Edward Berger in der Kategorie mit „Im Westen nichts Neues“ gewonnen, 2024 gehörte İlker Çataka „Das Lehrerzimmer zu den fünf Nominierten. Für Rasoulof bedeutet diese „Adoption“ seines im Iran verbotenen Films ein Zeichen der internationalen Solidarität, mit der sich natürlich auch die deutsche Branche schmücken kann.

Golden-Globe-Gewinner sind Oscar-Favoriten

Edward Berger ist in diesem Jahr zwar nicht in der Regie-Kategorie nominiert, dafür befindet sich „Konklave“ – unter anderem auch nominiert für adaptiertes Drehbuch, Hauptdarsteller (Ralph Fiennes) und Musik – unter den zehn Kandidaten für den besten Film: neben „The Brutalist“ und „Emilia Pérez“, außerdem den Blockbustern „Wicked“, „Dune 2“ und der französischen Bodyhorror-Satire„The Substance“. Der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum ist, zusammen mit Ko-Autor Moritz S. Binder, für das Drehbuch seines Thrillers „September 5“ über das Münchner Olympia-Attentat 1972 nominiert.

Adrien Brody ist für die Hauptrolle in dem epischen Amerika-Porträt „The Brutalist“ nominiert.

© Universal

Mit 13 Nominierungen geht der Musical-Thriller „Emilia Pérez“ des Franzosen Jacques Audiard in diesem Jahr als Favorit ins Rennen. Die Spanierin Karla Sofía Gascón ist zudem die erste trans Darstellerin, die einen Oscar als beste Hauptdarstellerin gewinnen könnte. So scheint sich am 2. März das Duell, das schon bei den Golden Globes zu beobachten war, zu wiederholen. Mit acht Nominierungen ist Brady Corbets Amerika-Porträt „The Brutalist“ über einen ungarischen Architekten, der den Holocaust überlebt und im amerikanischen Exil daran scheitert, sich eine neue Existenz aufzubauen, der große Herausforderer.

Corbet hat mit gerade mal 38 Jahren im Grunde schon das definitive Werk seiner noch jungen Karriere vollbracht. Man fragte sich schon in Venedig, wo er den Regiepreis gewann, wie er sein dreieinhalbstündiges Epos noch toppen kann. Die über zehntausend Mitglieder der Academy täten gut daran, ihn mit Preisen zu überhäufen.

Es wäre ein wichtiges Signal in Richtung der Studios, solche Großproduktionen abseits von Franchises in Zukunft weiter zu ermöglichen. Und ist ein bisschen vielleicht auch als Absage an den Streamer Netflix zu verstehen, der mit „The Substance“ allerdings auch in fünf Nominierungen in wichtigen Kategorien (unter anderem als bester Film, für Regisseurin Coralie Fargeat und Hauptdarstellerin Demi Moore) vertreten ist. Die Auswahl, mit zwei französischen Filmen, lässt zumindest hoffen, dass die Academy nach ihrem Mitglieder-Outreach in den vergangenen Jahren endlich über den eigenen Tellerrand hinausblickt.