Ein kleiner Warnschuss für die Handball-Bundesliga

Es ist eine kleine Zeitenwende. Mit dem Sieg von Benfica Lissabon in der European League der Männer gewann erstmals seit acht Jahren kein Bundesligist die begehrte Trophäe. Mehr noch, über ein Vierteljahrhundert gelang es in der Vergangenheit nur zwei Teams in die deutsche Domäne einzubrechen – mit den Portugiesen sind es nun drei. Auch das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass sich die Europäische Handball Föderation vor zwei Jahren für eine Reform des Wettbewerbs entschied.

International ansprechender und spannender sollte der Pokal werden, um den Sport attraktiver vermarkten zu können. Das Konzept ging auf. Das hochkarätige Teilnehmerfeld begeisterte in diesem Jahr mit sportlich wertvollen Auftritten, viel Tempo und einer hohen Anzahl an Toren. Die deutschen Klubs blieben dabei allerdings etwas auf der Strecke. Von den fünf angetretenen Bundesligisten schaffte es nur einer in das Final Four – ebenfalls ein Fakt, den es so seit Jahren nicht gab. Zwar qualifizierte sich letztlich der SC Magdeburg für das Finale, dem designierten Deutschen Meister fehlte es beim 39:40 nach Verlängerung allerdings an der ihm üblichen Effektivität und Beweglichkeit in der Defensive.

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Nun ist es mühselig, diese Kriterien auf die höhere Belastung des deutschen Klubs in der heimischen Liga zurückzuführen – in einem Endspiel tritt dieser Fakt in den Hintergrund. Betrachtet man den gesamten Wettbewerb, stellt sich allerdings doch die Frage, ob die durchgängig hohe Konkurrenz in der so oft proklamierten „stärksten Liga der Welt” international nachteilig sein kann. Ob zu viele Spiele nicht zu wenig Regeneration gegenüberstehen.

Nun sollte der deutsche Handball nicht gleich aufgrund eines Turniers abgeschrieben werden. Schließlich ist die sportliche Qualität weiter enorm hoch, schaffte es mit dem THW Kiel in diesem Jahr erneut ein Bundesligist in das Final Four der Champions League. Das Warnsignal sollte trotzdem nicht übersehen werden. Europaweit wachsen die Handballprojekte und werden in Zukunft für zunehmende Rivalität sorgen. Da ist es wichtig, dass Klubs, Liga und Verband in Deutschland mitwachsen.