Berliner Halbmarathon feiert das 40. Jubiläum

Pandemiebedingt fanden im letzten Jahr bekanntlich keine größeren Sport-Events statt. Davon betroffen waren auch die Berliner Marathonwettbewerbe. Dieses Jahr konnte es endlich wieder unter Einhaltung entsprechender Hygieneauflagen losgehen und das zum 40-jährigen Halbmarathon-Jubiläum.
Die Berliner Marathon- und Halbmarathongeschichte sucht ihresgleichen. Die Ursprünge reichen bis in die 1980er-Jahre und damit in die Zeit der deutsch-deutschen Teilung zurück. Es gab in Ost- und Westdeutschland verschiedene Läufe. In der DDR war ein Marathon unter dem Titel Friedenslauf – frei nach der Propaganda der SED-Führung – der prestigeträchtigste Lauf. In der Bundesrepublik stellte der Berlin-Marathon den Höhepunkt aller Laufevents dar.

Der Halbmarathon hatte dagegen nur den Charakter eines Vorlaufes für den im Regelfall vier Wochen später stattfindenden Berlin-Marathon und wurde im Jahr 1984 erstmals unter der Schirmherrschaft des SC Charlottenburg ausgetragen. Wenige Monate nach dem Mauerfall fand schließlich der erste gemeinsame Lauf statt. In den folgenden Jahren beziehungsweise Jahrzehnten sollte sich auch der Berlin-Halbmarathon noch zu einem der hochklassigsten Laufevents in der Bundesrepublik entwickeln.

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Im Jahr 1981 waren es die französischen Alliierten, die in West-Berlin für die Durchsetzung eines Citylaufes sorgten. Im Herbst des gleichen Jahres folgte dann der erste Berlin-Marathon. Jene City-Läufe wurden in den USA oder Großbritannien schon lange Zeit zuvor veranstaltet. Die Entwicklung im Westen ging auch an den Ostdeutschen nicht spurlos vorbei. Noch im Jahr 1981 organisierten einige Bürger*innen der DDR den Lichtenberg-Marathon. Dieser Marathon führte damals nur durch kleinere Straßenzüge des Ost-Berliner Stadtbezirkes und auch die Teilnehmeranzahl hielt sich in Grenzen.

Mit dem Lichtenberg-Marathon begann alles

Die DDR-Führung erkannte allerdings schnell das Potenzial jener Läufe und machte aus dem Lichtenberg-Marathon, der den Zählbeginn der Berliner Marathonhistorie markiert, im Jahr 1982 den Friedenslauf. Aus einigen wenigen hundert Teilnehmer*innen wurden plötzlich mehrere tausend Läufer*innen. Laut offiziellen Angaben der DDR-Staatsführung sollen gleich am ersten Friedenslauf 20000 Menschen teilgenommen haben. Dies wird allerdings als stark übertrieben eingeschätzt. Eine Halbmarathon-Distanz gab es beim Friedenslauf nicht.
Nach der Wiedervereinigung stand der Friedenslauf aufgrund fehlender finanzieller Mittel kurz vor dem Aus. Doch der SCC Berlin erwies sich als Retter in der Not und sorgte für das Fortbestehen des Laufes. Aus dem einstigen Marathon war nun jedoch ein Halbmarathon geworden. Die Strecke führte jetzt sowohl durch den westlichen als auch östlichen Teil der Hauptstadt. Start- und Zielpunkt bildete stets der Alexanderplatz. Der Streckenverlauf erfuhr bis zum Jahr 2011 keine größeren Veränderungen.
Die Teilnehmerzahlen beim Berlin Halbmarathon schwankten in den 1990er-Jahren erheblich. Doch im Jahr 2000 dann die kleine Sensation. 7000 Menschen meldeten sich zum Start des Laufevents. Und es wurde in der Folgezeit noch besser. Bis zum Jahr 2007 erlebte der Halbmarathon einen weiteren sprunghaften Anstieg auf bis zu 20000 Teilnehmer. Diese enorm positive Entwicklung des Berliner Halbmarathons ist auch am Streckenplan ablesbar. Seit dem Jahr 2019 befindet sich die Start-Ziel-Gerade auf der Straße des 17. Juni.

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Der Berliner Halbmarathon war und ist geprägt von Top-Athlet*innen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden Rekorde am laufenden Band produziert. Der Spanier Fabian Roncero stellte im Jahr 2001 beispielsweise einen neuen Streckenrekord und zugleich auch eine Jahresweltbestzeit auf und durchschritt die Ziellinie in einer Spitzenzeit von 59:52 Minuten.

Im Jahr 2006 lief der Kenianer Paul Kosgei mit 59:07 Minuten die zweitschnellste je im Halbmarathon erzielte Zeit. 2012 schafften gleich vier Läufer eine Zeit unter einer Stunde. Zum Vergleich: Der Sieger des ersten West-Berliner Halbmarathons aus dem Jahr 1984, Bernie Dowson, kam in 1:06:51 Minuten ins Ziel. Bei den Frauen stellte Sifan Hassan 2019 einen neuen Streckenrekord auf und lief in 65:45 Minuten ins Ziel.