Der 1. FC Union punktet auch gegen Hoffenheim
Marvin Friedrich wedelte mit dem Zeigefinger von links nach rechts, doch mehr als ein verzweifelter Versuch war das nicht. Der Innenverteidiger des 1. FC Union wusste ziemlich genau, was ihn gleich erwarten würde. Für ein Foul an Sargis Adamyan wenige Meter außerhalb des Strafraums sah Friedrich seine zweite Gelbe Karte und musste vom Platz. Zum Glück für die Berliner lief da bereits die Nachspielzeit und die letzten Sekunden brachten sie auch in Unterzahl unbeschadet über die Zeit. Am Ende eines über weite Strecken unterhaltsamen Spiels holte Union am Sonntag durch das 2:2 (1:2) bei der TSG Hoffenheim einen Punkt. Durch das zweite Remis bleibt Union in der Bundesliga ebenso ungeschlagen wie sieglos im Mittelfeld der Tabelle. Die Tore für die Berliner erzielten Niko Gießelmann und Taiwo Awoniyi.
Keine 72 Stunden nach dem überzeugenden 4:0-Sieg in der Conference League bei Kuopion PS entschied sich Urs Fischer für vier Wechsel. Debütant Paul Jaeckel, Julian Ryerson, Niko Gießelmann und Marcus Ingvartsen rückten anstelle von Timo Baumgartl, Christopher Trimmel, Tymoteusz Puchacz und Levin Öztunali in die Startformation.
Anfangs sah es so aus, als hätte Unions Trainer mit der mittelgroßen Rotation alles richtig gemacht. Es waren knapp zehn Minuten absolviert, da verlagerte Robin Knoche das Spiel gekonnt auf die rechte Seite. Rechtsverteidiger Ryerson ging ins Eins-gegen-Eins und flankte an den Elfmeterpunkt, wo Linksverteidiger Niko Gießelmann mit Anlauf zum Kopfball kam. Hoffenheims Torwart Oliver Baumann parierte, doch gegen den Nachschuss war er machtlos. Im vierten Pflichtspiel der Saison ging Union damit zum vierten Mal zeitig in Führung.
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Wie schon vor einer Woche gegen Leverkusen hielt diese aber nicht lange. Vier Minuten später leisteten sich die Berliner einen Fehlpass in der eigenen Hälfte und bekamen danach keinen Zugriff mehr. Hoffenheim ließ den Ball um den Strafraum rotieren und nutzte Unions Unsortiertheit. Nach einer Flanke konnte Kevin Akpoguma frei einköpfen.
Beide Mannschaften hatten gute Offensivaktionen, wackelten hinten aber gehörig. Für den Zuschauer ergab sich so ein ansehnliches Spiel, den Trainern schien das aber nur bedingt zu gefallen. Es ging hin und her – und das durchaus mit guten Torchancen. Max Kruse zirkelte einen Freistoß aus 23 Metern an die Latte, kurz darauf steckte er mustergültig durch auf Sturmpartner Taiwo Awoniyi, doch der Nigerianer nahm sich die exzellente Gelegenheit mit einem unsauberen ersten Kontakt.
Das sollte sich rächen. Die Abstände im Mittelfeld waren zu groß, so kam Union nicht in die Zweikämpfe und lief dem Ball nur noch hinterher. Einen Schuss von Jacob Bruun Larsen konnte Andreas Luthe noch entschärfen, nach einer halben Stunde war Unions Torwart dann aber geschlagen. Es war ein sehr untypisches Gegentor für die Berliner, denn so frei wie der Däne liefen in der jüngeren Vergangenheit kaum Fußballer auf Unions Tor zu. Andrej Kramaric hatte in der Zentrale zu viel Platz, Marvin Friedrich stand zu weit entfernt von Bruun Larsen und so war das 2:1 für die Hoffenheimer viel zu einfach. „Das darf uns nicht passieren“, sagte Friedrich.
Die Gäste aus Berlin brauchten etwas Zeit, um den Rückstand zu verarbeiten. Bis auf eine Flanke von Genki Haraguchi, die knapp über Awoniyis Kopf herüberpfiff, kam von Union nichts mehr und so ging es mit der knappen Führung der TSG in die Kabinen „In der Pause haben wir angesprochen, dass wir uns mehr zutrauen und mutiger agieren müssen. Das hat mein Team in der zweiten Halbzeit toll umgesetzt“, sagte Fischer.
Die Initialzündung ging mal wieder vom momentan überragenden Sturmduo aus. Kruse spielte einen zentimetergenauen Pass in den Lauf von Awoniyi, der mit seinem ersten Abschluss noch an Baumann scheiterte, doch dann einfach schneller reagierte als sein Gegenspieler Akpoguma.
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Für die Berliner war es in dieser frühen Phase der Saison schon das dritte Spiel innerhalb von neun Tagen. Diese für sie ungewohnte Belastung war ihnen aber nicht anzusehen. Union war deutlich aktiver als in der ersten Hälfte und hatte die klareren Chancen. Das lag vor allem an Kruse, denn immer wenn der Olympia-Teilnehmer am Ball war, wurde es gefährlich. Nach einer starken Ablage von Awoniyi zirkelte er den Ball platziert auf die lange Ecke, doch Baumann parierte erstklassig. 20 Minuten vor Schluss schickte er den kurz zuvor eingewechselten Levin Öztunali mit einem cleveren Pass durch die Beine seines Gegenspielers in Richtung Strafraum. Der Neuzugang verstolperte die gute Chance allerdings fahrlässig.
Fischer brachte nun auch Andreas Voglsammer für Awoniyi und Trimmel für Gießelmann. Die Standardqualitäten des Kapitäns waren auf Anhieb zu erkennen, Rani Khedira fand nach einer Ecke aber seinen Meister in Baumann. In der Folge schienen sich beide Mannschaften mit der Punkteteilung anzufreunden, großes Risiko gingen sie jedenfalls nicht mehr – und so blieb es beim gerechten 2:2. (Tsp)