Die Eisbären halten weiterhin alle Trümpfe in der Hand
In den Play-offs besteht die große Kunst darin, bloß keine Spuren von Verunsicherung oder Zweifel zu offenbaren. Nach der 3:5-Heimniederlage der Eisbären gegen die Adler Mannheim und dem ersten vergebenen Matchpuck um den Einzug ins Finale, hatten alle Berliner, die um Einschätzungen gebeten wurden, eine Haltung eingenommen, die signalisieren sollte: Keine Panik, wir haben die Lage weiterhin voll unter Kontrolle.
Frans Nielsen etwa, der den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 erzielt hatte, sagte mit eiserner Miene: „Uns war klar, dass das nicht einfach werden würde. Sie sind ein gutes Team, aber wir müssen einfach einen Weg finden, um unser bestes Spiel zu zeigen.“ Trainer Serge Aubin hatte wenige Minuten zuvor wissen lassen, dass seine Mannschaft auf eine solche Konstellation vorbereitet sei.
In der Tat musste man bei einem Duell zwischen dem DEL-Rekordmeister aus Berlin (8 Titel) und dem ersten Verfolger (7 Titel) davon ausgehen, dass es eine hart umkämpfte Serie wird, die womöglich über die gesamte Distanz von fünf Spielen gehen wird. Nach dem wichtigen Overtime-Sieg im ersten Spiel (4:3) sowie der Machtdemonstration im letzten Drittel bei den Adlern, als sich die Eisbären letztlich souverän mit 6:3 durchsetzten, war der Eindruck entstanden, dass der amtierende Champion derzeit eine Nummer abgezockter ist als der Dauerrivale.
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Stress bei den Eisbären
Doch das drohende vorzeitige Saisonende hat dafür gesorgt, dass die Mannheimer in Berlin fokussierter und aggressiver in den Zweikämpfen agiert haben, während sich die Eisbären oft verhedderten in ihren Aktionen. „Sie haben einfach ums Überleben gekämpft und alles gegeben“, analysierte Wiederer. „Wir sind oft etwas zu kompliziert. Wir müssen es einfach halten.“
Es ist davon auszugehen, dass die Adler im vierten Spiel in Mannheim (19.30) einen ähnlichen Plan verfolgen wie beim Auftritt in Berlin. „Sie haben ein paar sehr große Spieler, die physische eine Menge einbringen“, weiß Nielsen. Und sie werden alles daran setzen, früh einen Akzent zu setzen, um die Berliner mit dem Gefühl des drohenden Serienausgleichs zu stressen. Die Unterstützung von den Rängen soll dabei helfen.
Die Eisbären hingegen haben gerade in dieser Serie schon bewiesen, dass sie einen kühlen Kopf bewahren können, auch wenn der Spielverlauf sich zu ihren Ungunsten dreht. Deshalb mahnt Nielsen mit seiner Erfahrung von über 1500 Profi-Einsätzen sich und seine Kollegen zur Ruhe. „Wir müssen einfach weiter auf das vertrauen, was wir können.“ Und je länger das Spiel in Mannheim ausgeglichen bleibt, desto mehr werden die Adler unter Druck geraten und ins Risiko gehen müssen.
Zumal die Eisbären in dieser Saison oft bewiesen haben, wie organisiert sie gerade auf fremdem Eis auftreten können. „Play-offs bestehen eben aus Höhen und Tiefen“, floskelt Nielsen. Das 3:5 war für die Eisbären das erste Tief seit Beginn der K.-o.-Phase. Das allein sorgt noch nicht für Verunsicherung – zumindest äußerlich.