Olympiasieger Tom Daley begeistert mit seinen Strickkünsten

Es gibt so einige Möglichkeiten, wie Athlet*innen ihre Zeit verbringen, wenn sie gerade selbst nicht an der Reihe sind und zuschauen. Die einen feuern ihre Teamkolleg*innen lautstark von der Tribüne aus an, die anderen beobachten stillschweigend das Geschehen – und dann gibt es da noch Tom Daley. Der britische Turmspringer hat bei den Olympischen Spielen seine ganz eigene Art, die Zeit im Tokio Aquatics Centre abzusitzen: Er strickt und häkelt.

Während des Wettbewerbs der Wasserspringerinnen saß Daley auf der Zuschauertribüne und fertigte seelenruhig zwei Schmuckstücke an, die sich später als Hundepullover und Medaillen-Hülle herausstellen sollten, während er konzentriert das Geschehen im Schwimmbecken beobachtete.

Die Medaillen-Hülle präsentierte er stolz auf seinem Instagram-Kanal und erklärte: „Diesen Morgen habe ich einen kleinen Beutel für meine Medaille gemacht, damit sie nicht zerkratzt. Auf der einen Seite ist der Union Jack abgebildet und auf der anderen Seite die japanische Flagge.“

Auf Instagram präsentiert er Daley seine Handarbeiten.

Die Szene, in der Daley auf der Tribüne strickte, ging in den sozialen Medien viral und stieß bei vielen User*innen auf große Begeisterung: „Man muss ihn einfach lieben“, „Was für eine Ikone“ und „Das ist das Highlight meines Tages“ waren nur einige von hunderttausenden Reaktionen. Auf Instagram schrieb der 27-jährige Turmspringer wenig später: „Stricken ist mein Weg geworden, Ruhe und Achtsamkeit zu finden und Stress abzubauen. Ich liebe es!“

Wie sehr Daley das Stricken liebt, zeigt sich auf seinem zweiten Instagram-Account („Madewithlovebytomdaley“), wo er seit über einem Jahr Einblicke in sein Hobby gewährt. Dort finden sich allerlei originelle Handarbeiten, die er bereits angefertigt hat, zum Beispiel eine kleine fliederfarbene Couch, auf der eine Katze thront, diverse Häckeldeckchen, ein Teewärmer in den Regenbogenfarben und ein Überzug für Blumentöpfe. Sogar eine gehäkelte Badehose ist dabei.

In seinem ersten Post erzählt Daley, dass er zu Beginn des Lockdowns im Frühjahr 2020 mit dem Stricken angefangen habe. Seither sei er „besessen“ davon und habe wenig später außerdem mit dem Häkeln begonnen. Den Erlös einiger Muster spendete er unter anderem an eine Gehirntumor-Wohltätigkeitsorganisation, in Erinnerung an seinen Vater, der an einem Hirntumor verstarb.

In Tokio hat Daley allen Grund entspannt auf der Tribüne zu sitzen und sich seiner zweiten Leidenschaft zu widmen, schließlich holte er bereits in der vergangenen Woche im Synchronspringen die Goldmedaille. Mit seinem Partner Matty Lee zeigte er eine beeindruckende Performance und landete auf Platz eins. Noch auf dem Siegerpodest kamen ihm die Tränen und im Anschluss daran hielt er ein bewegendes Statement, in dem er sich für die Akzeptanz queerer Menschen stark machte. Unter anderem sagte er: „Ich bin unglaublich stolz, sagen zu können, dass ich ein schwuler Mann und gleichzeitig Olympiasieger bin.“

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Vor allem sein Ehemann und ihr gemeinsames Kind hätten ihn angespornt und dazu beigetragen, dass er in Tokio Gold holte. Nach seinem Sieg betonte er: „Ich hoffe, dass jede junge LGBT-Person da draußen sehen kann: Egal wie allein du dich gerade fühlst, du bist nicht alleine.“

Bruch mit traditionellen Männlichkeitsvorstellungen

Bereits in der Vergangenheit nutzte der Brite seine Plattform, um auf queere Themen aufmerksam zu machen. Sein eigenes Coming Out Video von 2013 hat mittlerweile über 13 Millionen Klicks und er dürfte der erste offen schwule Vater bei Olympia sein.

Damit trägt Daley enorm zur Sichtbarkeit queerer Personen im Leistungssport bei und dürfte vielen Athlet*innen Mut machen. Sein ungewöhnliches Hobby ist außerdem ein Weg, mit gängigen Männlichkeitsvorstellungen zu brechen, die gerade im Leistungssport immer noch eine große Bedeutung haben.

Für Daley geht es nach einer kleinen Pause am Freitag weiter, diesmal im Einzelspringen. Auch dieses Mal hat er sich auf seine ganz eigene Art auf den Wettkampf vorbereitet und die Zeit neben dem Training dafür genutzt, einen passenden Pullover zu stricken. Darauf abgebildet sind die olympischen Ringe und die britische Flagge. Auf Japanisch hat er das Wort „Tokio“ dazu gestickt. Eine Userin fasste es so zusammen: „Ich folge dem Strickprozess zurzeit mehr als Olympia selbst.“