Vor dem Finale der Handball-WM: Dänemark will Geschichte schreiben
Am Ende bejubelten alle Dänen einen Mann: Niklas Landin. In seiner unnachahmlichen Art hatte der Torhüter am Freitagabend knapp eine Minute vor Abpfiff gegen Spanien einen Siebenmeter gehalten – halb im Spagat und dann doch noch so beweglich, dass er mit der rechten Hand den nach oben gezogenen Ball parieren konnte – , und damit war dann sicher, dass die in der Schlussphase noch einmal aufgekommenen Iberer keine Chance mehr haben würden, dass Dänemark, das letztlich 26:23 gewann, in das Finale der Weltmeisterschaft am Sonntag gegen Frankreich (21 Uhr/Eurosport) einziehen würde.
„Es ist ein großes Vergnügen, Teil dieser Mannschaft zu sein und zum dritten Mal in Folge ein WM-Finale zu spielen”, sagte der Welthandballer der Jahre 2019 und 2021 im Anschluss und gab jedwedes Lob sofort an seine Abwehr weiter: „Das war fast perfekt, was der Innenblock da geleistet hat.”
Landin und seine Defensive, das waren Faktoren, die nicht nur im jüngsten Spiel entscheidend waren, sondern über das gesamte Turnier. Doch gerade zum jetzigen Zeitpunkt, bei dem am 18. Tag das neunte Spiel absolviert werden darf, bei dem die Beine langsam schwer und der Kopf müde werden, liegt hier der Schlüssel zum Erfolg. So war es im Spiel der Dänen gegen Spanien, als die sonst so überzeugenden Wurfquoten der Angriffsreihe um den besten noch im Turnier stehenden Schützen Mathias Gidsel nach unten gingen und so wird es wahrscheinlich gegen die Franzosen sein, die ein nicht weniger strapaziöses Turnier hinter sich haben.
Das ist weder professionell noch gut genug für einen so großen Sport wie unseren.
Frankreichs Nedim Remili über den Reisestress bei dieser WM.
„Wir wollen uns nicht zu sehr beschweren, weil es alle Teams betrifft, aber das war teilweise schon ein ganz schönes Chaos”, sagte Nedim Remili über den Termin- und Reisestress bei dieser Weltmeisterschaft und ergänzte kritisch: „Das ist weder professionell noch gut genug für einen so großen Sport wie unseren.” Remili war mit Frankreich bisher in Katowice, Krakow und Gdansk bevor der Tross zum Halbfinale nach Schweden umzog.
Die Dänen auf der anderen Seite begannen ihre Tour zunächst in Malmö und Stockholm. Absurd wurde es, weil das Team einzig für die Partie gegen Spanien nach Gdansk flog und von dort aus direkt nach dem Spiel die Rückreise in die schwedische Hauptstadt antrat.
Schweden musste nicht weit reisen, verpasste aber das Finale
Die einzige Nation, die von dem Flugverdruss überwiegend verschont blieb, war Co-Gastgeber Schweden. Gebracht hat das den Europameistern unterdessen wenig, die ohne ihren verletzten Spielmacher Jim Gottfridsson keine Chance gegen Frankreich hatten. Die „Équipe” konnte es sich hingegen sogar erlauben, Nikola Karabatic gar nicht einzusetzen, während andere Leistungsträger im Schongang durch die Partie kamen.
Und das ist dann eben genauso ein Effekt der aktuellen Planung. Dass immer auch an das nächste Spiel gedacht wird, dass es Titelaspiranten nicht zwingend darum geht, schön zu spielen, sondern den nächsten Sieg mitzunehmen. Große Nationen wie Frankreich und Dänemark können sich das bei ihrem breiten Kader leisten, andernorts ist der Verschleiß dann doch bemerkbar.
Insofern ist es wenig verwunderlich, dass im Finale nun der aktuell zweifache Weltmeister auf den Rekordweltmeister trifft, dass die großen Überraschungen während des Turniers ausblieben. Sportlich uninteressanter wird es dadurch aber sicher nicht. Wobei Dänemark Historisches gelingen könnte. Denn gewinnen die Skandinavier, sind sie die ersten, die dreimal hintereinander den WM-Titel holen würden. „Der Traum lebt und dafür werfen wir alles rein”, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen im Vorfeld der Begegnung. Und genauso sieht es sein Torhüter Niklas Landin, der nach dem Finale erneut mit seiner Mannschaft jubeln möchte.
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