Dillon, Die Nerven, Bill Callahan, Fehlfarben: Die Pop-Alben der Woche im Soundcheck

Dillon: 6abotage (BPitch Control)
Für mehr Selbstfeierei mit Groove: Nach fünfjähriger Plattenpause lässt die Deutsch-Brasilianerin ein clubbig-süßes Ego-Manifest statt ihrem früheren Hang zum Experiment hören. Die persönlichen Texte rund um Traumabewältigung und den Kampf um mehr Selbstliebe wirken zugänglicher, ihre Ansagen klarer mit Ausrufezeichen versehen.

Die Zusammenarbeit mit Produzent Alexis Troy (RIN, Giant Rooks) hat tatsächlich mehr Licht und Electro-R’n’B-Vibe in die Düsterwelt der Dominique Dillon de Byington gebracht. Hella Wittenberg, Rolling Stone/Musikexpress

Die Nerven: Die Nerven (Glitterhouse)
Der Traum ist aus: Kein anderer Song bringt dieses diffuse Gefühl von Ohnmacht, aber auch die Erkenntnis nach der Götterdämmerung westlicher Werte im Angesicht von Klimakatastrophe, Rechtsruck, Putins Angriffskrieg und zunehmender Sichtbarkeit der Ausbeutung des globalen Südens besser auf den Punkt als „Europa“ von den Nerven. Die Lebenslügen sind entlarvt, die Zukunft ist ungewiss. Der beste Song steht gleich am Anfang des neuen Nerven-Albums. Viel schlechter wird es danach nicht mehr. Torsten Groß, Moderator

Bill Callahan: YTI⅃AƎЯ (Drag City)
Bill Callahan hat eine Band um sich versammelt, aber das Wichtigste passiert weiterhin im Kopf des texanischen Songwriters. „YTI⅃AƎЯ“ hat er sein 19. Album seit 1990 genannt, also „Reality“ rückwärts, und einmal mehr geht es um Tagträume, Alpträume und ganz normale Träume, um erfundene und echte Beobachtungen, die sich nach eigener Callahan-Logik zu Songs fügen und den Meta-Kommentar auf ihre Songfügung gleich mitliefern. Aber jetzt eben auch mit nudeligen Gitarren-, Klavier- und Klarinettenparts. Daniel Gerhardt, Zeit Online

Fehlfarben: ?0?? (Tapete Records)
„Ich fühle mich in die falsche Welt gestellt” singt Peter Hein im ersten Song dieses wuchtigen Werkes – und trifft damit sicher auch die Gefühlslage vieler Zuhörender. In den folgenden elf Liedern gelingen ihm zum gewohnt zackig-treibenden Postpunk-Sound seiner Band immer wieder solche Momente. Ein echter Segen in dieser finsteren Zeit. Nadine Lange, Tagesspiegel

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