Arthouse Games: Das A Maze Festival zeigt die Vielfalt der Games-Kultur
Es begann als Gedankenexperiment: Was kommt dabei heraus, wenn ein von Frauen geführtes Entwicklungsstudio ein Spiel produziert, das sich speziell an Frauen richtet? Ein Spiel „von Frauen für Frauen“, wie es Franziska Zeiner vom Studio „Fein Games“ im Videogespräch formuliert?
Das Ergebnis ist „Finding Hannah“: Ein Wimmelbildabenteuer, in dem Spieler:innen versteckte Objekte in einem überfrachteten, farbenfrohen Bild finden müssen. Einen Tennisschläger, eine Quietscheente oder eine Kaffeetasse in einer überfüllten U-Bahn, zum Beispiel. Hinzu kommt eine liebevolle Gestaltung und die sorgfältig durchdachte Geschichte rund um Hannah, die nach Glück und Selbstbestimmung sucht.
Spiele wie diese werden jährlich in Berlin auf dem A Maze Festival vorgestellt. Dieses Mal findet es vom 10. – 13. Mai im Kulturquartier Silent Green und der Bar Panke Culture in Wedding statt. Die internationale Messe für Video- und Computerspiele gibt es seit 2012. Seit 2020 wird sie zusätzlich in den eigens für das Festival entwickelten virtuellen A Maze Space übertragen.
Das Festival richtet sich an Entwickler:innen und bietet Möglichkeiten zum Netzwerken. Auf dem Programm stehen Vorträge, Kunstperformances und Partys, in speziellen Räumen können sich Entwickler:innen und Softwareverlagen kennenlernen und ihre Projekte vorstellen.
Alle, die sich mit Spieleentwicklung auseinandersetzen wollen, seien vertreten, etwa Theater, Galerien und Künstler:innen, erzählt A Maze-Festival-Gründer Thorsten S. Wiedemann. „Diese Arbeiten schaffen ein Crossover zwischen sogenannter hoher Kultur und games culture“, sagt er im Videogespräch.
Spieler:innen können sich am Samstag beim „General Public Day“ die Ausstellung anschauen. Es werden Workshops für Jugendliche, ein Markt, Performances und weitere Events angeboten.
Das A Maze Festival widmet sich sogenannten arthouse games und playful media. „Finding Hannah“ ist ein Beispiel für ein arthouse game. Im Vergleich zu kommerziellen Videospielen werden diese von kleinen Studios produziert und sind häufig mehr als reine Unterhaltungsprodukte. Sie können Denkanstöße geben, schwierig oder aktivistisch sein, meinungsbildend, politisch oder sozialkritisch. So beschreibt Wiedemann die Kernidee von arthouse games.
Der Zusatz „playful media“ solle hingegen die Vielfalt der Medienformen abbilden, die auf dem Festival präsentiert werden. Alles, was kein klassisches Videospiel ist, fällt hierunter: mobile Spiele für das Smartphone, virtual und augmented reality, Spielmechaniken auf dem Chatserver Discord und weitere neue Technologien.
Mehr Vielfalt in der Spieleindustrie
Am Freitag verleiht Wiedemann die insgesamt sieben A Maze Awards. Die Preise würdigen zukunftsweisende Inhalte, innovative Ansätze oder die Entwicklung besonders komplexer Spielwelten. „Finding Hannah“ von Fein Games ist unter den fünf Nominierten für den „Gender Diversity“ Preis: Spiele von weiblichen und geschlechtlich marginalisierten Entwickler:innen werden mit einem Preisgeld von 2000 Euro ausgezeichnet.
„Wir brauchen mehr weibliche Stimmen in der Game-Industrie und ich wollte eine davon sein“, sagt Franziska Zeiner, Mitgründerin von Fein Games. Zwar sind knapp die Hälfte der Gamer:innen laut Game Verband weiblich, jedoch nur etwa ein Viertel der Beschäftigten in der Games-Industrie. „Mit einer eigenen Firma wirst du zu ganz anderen Events eingeladen“, sagt sie. „Dort kannst du deine Realität präsentieren und die Zukunft mitgestalten.“
Es gehe ihr mit „Finding Hannah“ nicht darum, Männer auszuschließen oder das Frauenbild in kommerziellen Spielen zu bekämpfen. „Das größte Problem ist nicht die Übersexualisierung, sondern die Bandbreite“, sagt Zeiner. „Wir müssen ein vielfältigeres Angebot schaffen, damit sich mehr Menschen angesprochen fühlen.“ Arthouse Games könnten dabei helfen, diversere Geschichten zu erzählen. Und auf dem A Maze Festival gibt es die Gelegenheit, einige davon kennenzulernen.