Unstillbar neugierig: Zum Tod der großen Galeristin Helga de Alvear

Die Galeristin Helga de Alvear ist am 2. Februar verstorben, mit ihr verliert Spanien eine der bedeutendsten Kunstvermittlerinnen und Sammlerinnen. Die 1936 in eine hessische Fabrikantendynastie geborene, mit dem spanischen Architekten Jaime de Alvear verheiratete Galeristin zählte fraglos zu den wichtigsten Persönlichkeiten der spanischen Kunstwelt – und weit darüber hinaus.
Als Mitbegründerin und beharrliche Förderin der Madrider Kunstmesse Arco war sie seit ihren Anfängen auf der Art Basel sowie der Art Cologne immer international präsent. Das Berliner Art Forum hat sie mit initiiert.
Ich kaufe mehr Kunst auf Messen, als ich dort verkaufe!
Helga de Alvear, Galeristin
Auf den von ihr bespielten Messen schaute sich Helga de Alvear in ihrer unstillbaren Neugierde oft schon vor Messeeröffnung um, erwarb bei Kollegen wie Kolleginnen im großen Stil Kunst, verbarg anschließend selten ihre Freude über die Entdeckungen. Dazu sagte sie immer strahlend: „Ich kaufe mehr Kunst auf Messen, als ich dort verkaufe!“
Ihre anfänglich von spanischer Avantgarde bestimmte Kollektion hatte Helga de Alvear – stets mit der Vision, dafür eine Stiftung zu gründen – seit Ende der 1980er Jahre systematisch um internationale Positionen erweitert, mit deutlichem Schwerpunkt auf Fotografie und Videokunst. Dazu gehören Künstler wie Thomas Demand, Elmgreen & Dragset, Candida Höfer, Isaac Julien oder Philip-Lorca DiCorcia.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Ein Museum für die Sammlung
Über ihre Sammelpassion hinaus erwarb die geschäftstüchtige, dabei verantwortungsvolle Kunstvermittlerin Werke, die sie zuerst in ihrer Galerie in Madrid zu zeigen gedachte, um vorab mit ihnen „zu leben“, wie sie es formulierte. Ihr war immer das kulturelle Anliegen bedeutsam, in ihrer spanischen Wahlheimat, wo bis Mitte der Neunziger so manch ein Kunstfreund noch glaubte, allein gegenständliche Malerei – und dazu noch spanische – sei Kunst, wollte sie „mit gutem Beispiel vorangehen“.
2014 wurde Helga de Alvear für ihr Engagement für die deutsche Kunst im Ausland, für ihre kulturelle Mission in Spanien das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Vor allem beeindruckte die herzliche, fast schon bodenständige Art, mit der sich die Galeristin in der oft unterkühlten Kunstwelt bewegte. So konnte sie leidenschaftlich schwärmen – in deutscher Sprache mit unüberhörbar hessischem Anklang. „Mit den Werken soll gearbeitet werden“ lautete ihr Credo für die Zukunft ihrer inzwischen rund 3000 Arbeiten umfassenden Sammlung.
Ab 2007 erfüllte sie sich ihren Wunsch mit einer „Art Kunsthalle“ samt Auditorium, Atelierräumen „und viel Raum für Workshops und Symposien“ in der Altstadt von Cáceres in der spanischen Autonomie Extremadura. Tatsächlich ist es ein Museum, und wer das Museo Contemporáneo Helga de Alvear besucht, ist beeindruckt von der Qualität der Kunst und ihrer Präsentation, die nicht zuletzt Goya-Radierungen umfasst: installiert auf Augenhöhe von Kindern, fast in greifbarer Nähe.