Es war einmal ein Spitzenspiel

Pfeifkonzerte, Traumtore, drei Punkte: Trainer Julian Nagelsmann hat bei seiner Leipzig-Rückkehr das Komplettpaket Bundesliga-Fußball genossen und mit dem FC Bayern München souverän gewonnen. Durch das 4:1 (1:0) an alter Wirkungsstätte bei RB Leipzig kletterten Nagelsmanns Bayern am Samstagabend auf Platz zwei der Tabelle. Vor 34.000 Zuschauern sorgten Robert Lewandowski (12. Minute/Handelfmeter), der eingewechselte Jamal Musiala (47.), Leroy Sané (54.) und Joker Eric Maxim Choupo-Moting (90.+2) für den dritten Liga-Sieg nacheinander

„Grundsätzlich war es gut. Aber wir können es natürlich noch besser machen, besser spielen“, sagte Nagelsmann. „Für uns fühlt sich das super an. Nach der Länderspiel-Pause weiß man nie so genau, was man kriegt“, sagte Bayerns Thomas Müller, der sich über eine gelungene Generalprobe für den Champions-League-Auftakt beim FC Barcelona am Dienstag freute.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Konrad Laimers toller Fernschuss (58.) gab den teilweise überforderten Leipziger nur kurz Hoffnung. „Vier Tore tun schon weh, es war vielleicht ein bisschen zu wenig heute. Daraus müssen wir lernen“, sagte Laimer.

Nagelsmanns Arbeitstag in der alten Heimstätte hatte erwartet unangenehm begonnen. Als der Ex-Trainer um 18.00 Uhr zum TV-Interview in unmittelbarer Nähe das Leipziger Fanblocks ging, wurde er mit einem Pfeifkonzert begrüßt. „Das kam nicht überraschend, ein Stück weit normal im Fußball, Emotionen gehören dazu“, sagte der 34-Jährige, der im Sommer nach zwei Jahren in Sachsen zu den Bayern gewechselt war. Die RB-Fans sind sauer, da Nagelsmann entgegen seiner Ankündigung Kapitän Marcel Sabitzer und diverse Assistenten mit nach München nahm.

Mit Anpfiff hatte sich die Pfeiferei jedoch erledigt, taktisch lagen beide Mannschaften wie eine Schablone aufeinander. Leipzigs Coach Jesse Marsch verzichtete darauf, Nagelsmann mit zwei Stürmer zu überraschen und setzte wie sein Vorgänger auf eine 4-2-3-1-Formation. Damit gab Leipzig zunächst den Ton an, doch die Luft wurde dem mit nur einem Sieg aus drei Spielen in die Saison gestarteten Vizemeister schnell genommen.

Kevin Kampl ging in einem Zweikampf mit Leon Goretzka im Strafraum mit dem Arm zum Ball. Schiedsrichter Deniz Aytekin nahm die Situation zunächst nicht wahr, entschied nach Videobeweis allerdings zurecht auf Strafstoß. Den verwandelte Lewandowski sicher – und traf übergreifend im 14. Bundesliga-Spiel in Serie. Die Bestmarke von 16 Spielen hatte Gerd Müller in der Saison 1969/70 aufgestellt.

Langweile in Leipzig – nur auf den Rängen nicht

Leipzig war vom Rückstand beeindruckt, eine unmittelbare Reaktion von Marsch folgte nicht. Da die Bayern mit dem Ergebnis zufrieden waren, mutierte das Topspiel zu einem gewöhnlichen Bundesliga-Kick. Kurz vor der Pause musste Nationalspieler Gnabry (43.) verletzt für Musiala weichen.

Und der nahm Leipzig kurz nach dem Wechsel endgültig den Mut. Nach einer wunderbaren Kombination über Goretzka und Alphonso Davies über die linke Seite, zog der Jung-Nationalspieler flach und unhaltbar in die lange Ecke ab. Zwar ließ Lewandowski (49.) die nächste Großchance aus, doch nach einer erneut von Musiala eingeleiteten Kombination war Sané mit dem dritten Tor zur Stelle.

Dann war wieder Zeit für etwas Leipziger Emotionen. Laimers Schuss aus gut 20 Metern war selbst für Manuel Neuer zu viel und sorgte für leise Hoffnungen auf eine Aufholjagd. Als Nagelsmann in der 59. Minute Sabitzer einwechselte, versuchten es die Leipziger Anhänger mit dem nächsten lauten Pfeifkonzert. Beeindruckt hat das die Bayern nicht, der eingewechselte Choupo-Moting sorgte in der Nachspielzeit sogar noch für den höchsten Bayern-Sieg in Leipzig. (dpa)