Ordner hindern Aktivisten daran, sich während der Partie an die Tore zu binden
Borussia Mönchengladbach hat sich schon wieder als Bayern-Spezialist erwiesen und der gesamten Fußball-Bundesliga wenigstens etwas Hoffnung gemacht. Die Gäste um den lange gigantisch haltenden Torwart Yann Sommer erkämpften am Samstagabend im Topspiel der Fußball-Bundesliga ein 1:1 (1:0) in der Allianz Arena. Marcus Thuram (43.) traf nach einem Blackout von Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano zur überraschenden Gladbacher Pausenführung.
Der zum Saisonstart so übermächtige Münchner Tor-und-Sieg-Express brauchte diesmal bis zur 83. Minute, ehe der starke Leroy Sané mit einem platzierten Linksschuss auf Vorlage von Jamal Musiala traf. Mit zehn Punkten behaupteten die Bayern die Tabellenführung vor Union Berlin, das gleichauf liegt. Gladbach hat gute acht Punkte.
75.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena trauten lange ihren Augen nicht. Die Bayern schienen sich selbst zu schlagen – hinten durch einen kapitalen Blackout von Upamecano beim Gegentor. Und vorne stockte die 15-Tore-Maschine der ersten drei Spieltage, der Ball fand einfach nicht den Weg ins Tor – bis Sané zuschlug.
Mitten im Spiel kommt es zu einem kuriosen Vorfall. Zwei Zuschauer rennen in der 17. Spielminute auf den Platz und wollen sich an die Pfosten der Tore von Gladbach-Torwart Yann Sommer und Bayern-Keeper Manuel Neuer binden. Mehre Ordner eilen herbei und können sie daran hindern. Besonderer Aufreger: Einer der beiden Zuschauer wird von Bayern-Spieler Thomas Müller angerempelt. Nach kurzer Zeit werden die beiden Störenfriede von den Ordnern abgeführt. Laut Kommentator Wolff-Christoph Fuss vom übertragenden Sender Sky war der Schriftzug „Stoppt den fossilen Wahnsinn“ auf der Kleidung zu lesen.
Ein Höhepunkt war die 61. Minute, als Stürmerstar Sadio Mané gleich zweimal freistehend am unbezwingbar wirkenden Sommer scheiterte. Vor der Pause waren dem Senegalesen zudem gleich zwei Abseitstore durch Videobeweis aberkannt worden (34./39. Minute). Es war fast surreal, wie Daniel Farkes herzhaft kämpfende Gladbacher den Sturmlauf der Bayern zunächst standhielten.
Gladbach ist Angstgegner der Münchener
Vor dem Spiel wurde viel darüber gesprochen, ob die Gladbacher wegen ihrer guten jüngsten Bilanz gegen den Rekordmeister inklusive der 5:0-Pokalgala des Vorjahres ein „Angstgegner“ der Bayern seien. „Die Antwort gibt es am Samstagabend“, hatte Bayern-Coach Julian Nagelsmann am Freitag gesagt und bekundet: „Unsere Spieler haben vor keinem Gegner Angst, auch nicht vor Gladbach.“
So spielten sie auch – aber dann patzte Abwehrhüne Upamecano folgenschwer. Der 23 Jahre alte Franzose, dem Nagelsmann in der Abwehr den Vorzug vor Neuzugang Matthijs de Ligt gegeben hatte, hatte einen jenen Aussetzer, die in der vergangenen Saison Zweifel an ihm gesät hatten. Nach einem Einwurf schlug Gladbachs Jörg Kramer den Ball aus der eigenen Hälfte hoch und lang nach vorne. Upamecano wollte ihn locker klären, schlug am Ball vorbei – und Thuram stürmte unwiderstehlich Richtung Bayern-Tor. Der Franzose überwand auch den hilflosen Nationaltorhüter Manuel Neuer. „Katastrophaler Fehler“, urteilte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus als Sky-Experte.
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Die Szene stellte das Spiel auf den Kopf und bedeutete den ersten Bayern-Rückstand der Saison. Dabei hätten sie längst führen müssen. Es gab eine Art Dauer-Belagerung der Gladbacher Hälfte. Doch Sommer hielt von der ersten Aktion bei einem Kopfball von Mané an prächtig.
Nach der Pause stürmten die Bayern in Richtung ihrer Fans, die sich zunächst mit einer sehenswerten Choreographie und später dann auch mit viel rauchender Pyrotechnik für „50 Jahre Südkurve“ feierten. Es gab Chance auf Chance und Schuss auf Schuss – und zig Sommer-Paraden. Nagelsmann zog alle Joker, brachte Serge Gnabry und den noch leicht angeschlagenen Musiala, der prompt das Sané-Tor vorbereitete. (dpa)