Olympia schmilzt dahin
China kann aufatmen. Zumindest der Teil der Menschen, der sich im bevölkerungsreichsten Land des Planeten für Nationalstolz und Sport interessiert. Und in dieser Kombination sind das beim Gastgeber der kommenden Olympischen Winterspiele ziemlich viele: In China hatten sie angesichts der drohenden Eishockey-Übermacht der Profis aus der National Hockey-League (NHL) bereits erwogen, ihre Mannschaft vom Turnier zurückzuziehen.
Groß war die Furcht davor, dass das Nationalteam in der olympischen Vorrunde von den NHL-Stars aus Kanada (Weltranglistenplatz 1), den USA (4) und Deutschland (5) vom Eis geballert wird. Aber die Gefahr ist nun für den 32. der Eishockey-Welt ausgeschlossen, die nordamerikanische Liga wird aufgrund ihrer Terminschwierigkeiten (bedingt durch Corona, was sonst?) nicht wie geplant für die Spiele von Peking pausieren. Das wurde am Mittwoch amtlich.
Natürlich ist Olympia damit um eine Attraktion ärmer, was vielleicht unter normalen Umständen zu verkraften wäre. Beim Eishockeyturnier in Pyeongchang 2018 mussten sie auch ohne aktive NHL-Profis auskommen. Allerdings ist die Abstinenz der Eishockeymultimillionäre auch ein Signal an den Rest der olympischen Sportwelt, dass diese Winterspiele eben nicht so der Knaller werden.
Bitter für deutsche Weltklassespieler wie Leon Draisaitl, Philipp Grubauer oder Moritz Seider
Gut möglich, dass auch andere Sportarten dem Beispiel NHL folgen – wobei die finanziellen Interessen bei den im Vergleich zum Eishockey kleineren Sportarten anders gelagert sind und Olympia viel Wert sein kann. Der NHL ist es wichtiger, dass in Buffalo, New York oder Toronto der Puck über das Eis fliegt als in China – ein eher sperriger Markt, der sich angesichts drohender olympischer Geisterspiele in einer Blase wohl auch nicht weiter erschließen lässt mit einem Olympia, dessen Wert immer geringer erscheint.
Auch wenn die besten Eishockeyspieler der Welt nach dem Olympia-Verzicht der NHL nicht um ihre Karrieren fürchten müssen – bitter ist es schon für die Generation an deutschen Weltklassespielern um Leon Draisaitl, Philipp Grubauer oder Moritz Seider.
Gern hätten die Eishockeyfans hierzulande verfolgt, wie sich die best besetzte deutsche Eishockeynationalmannschaft aller Zeiten geschlagen hätte. Aus deutscher Sicht bleibt der Trost, dass auch ein Team mit in Europa beschäftigten Spielern konkurrenzfähig sein wird und wie 2018 um die Medaillen mitspielen kann.
Das wiederum wird sie in China nicht trösten. Auch wenn die Gegner aus Kanada, den USA und Deutschland in der Vorrunde ohne NHL-Stars antreten werden – eine Chance wird das chinesische Team kaum haben. Genau so, wie diese schmelzenden Spiele immer mehr zu einer Farce werden.