Die Köpenicker setzen ihren Erfolgsweg fort: Auch der Bundestrainer entdeckt den 1. FC Union

Ob er bis zum Ende der Transferperiode am kommenden Freitag mit einem weiteren großen Coup rechnet, wollte Oliver Ruhnert am Samstagabend nicht sagen. „Die Tendenz ist, dass wir auf jeden Fall noch einen Innenverteidiger dazu holen wollen“, sagte der Manager des 1. FC Union lediglich bei seinem Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF.

Dass jener Innenverteidiger am Ende Leonardo Bonucci heißt, ist zumindest noch nicht auszuschließen. In den vergangenen Wochen ist immer heftiger darüber spekuliert worden, dass die italienische Abwehrlegende vor einem Wechsel von Juventus Turin zu Union steht. Dementiert hat Ruhnert das im ZDF zumindest nicht.

„Bisher ist er nicht da“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Und ich gehe davon aus, dass wir unsere Planungen bis zum nächsten Freitag abschließen werden. Dann werden wir wissen, kommt er oder kommt er nicht.“

Für Unions Manager wäre diese Verpflichtung die Kirsche auf einer prächtigen Transfertorte, die er in diesem Sommer gebacken hat. Auch mit relativ bescheidenen Mitteln ist es dem Manager gelungen, große Namen nach Köpenick zu locken und den Kader entsprechend für die erste Saison in der Champions League aufzurüsten. Beim 4:1 gegen den SV Darmstadt 98 am Samstag konnte er die Früchte seiner Arbeit genießen, als der bisher größte Neuzugang Robin Gosens gleich doppelt traf.

Es ist einfach ein gutes Zeichen, wenn solche Leute auf der Tribüne sitzen.

Robin Gosens über den Besuch von Bundestrainer Hansi Flick

Falls Bonucci das noch braucht: Gosens ist der Beweis, dass ein Wechsel zu Union trotz einer möglichen Gehaltsminderung für beide Seiten gut sein kann. In Berlin erfüllt sich der deutsche Nationalspieler nämlich nicht nur seinen Traum von der Bundesliga, er kann sich auch für einen Platz in der Nationalmannschaft bewerben. Wobei er am Samstag nach eigenen Angaben gar nicht wusste, dass er Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Sportdirektor Rudi Völler am Böllenfalltor auf der Tribüne saßen.

„Ehrlich gesagt ist das eine neue Info für mich, dass sie hier waren. Deswegen hatte ich auch keinen Grund, nervös zu sein, weil ich es gar nicht wusste“, sagt Gosens bei Sky nach dem Schlusspfiff. „Es ist einfach ein gutes Zeichen, wenn solche Leute auf der Tribüne sitzen und nicht nur mich, sondern unser gesamtes Team verfolgen und im Auge haben.“

Genau das war ja zuletzt ein heikles Thema zwischen Union und dem DFB. In den vergangenen Wochen hatten sich Ruhnert und Flick ein Wortgefecht geliefert, nachdem sich der Manager der Köpenicker für eine Nominierung von Spielern wie Robin Knoche oder Rani Khedira stark gemacht hatte.

Im „Sportstudio“ wollte Ruhnert aber nichts von einer Kabbelei hören. „Es geht nicht darum, dass man den Bundestrainer attackiert, es geht um Inhalte“, sagte er und verriet, dass er sich in Darmstadt auch direkt mit Völler ausgetauscht hatte.

Er trifft und trifft und trifft. Kevin Behrens hat bereits vier Saisontore erzielt. Langsam profiliert er sich als der bessere Niclas Füllkrug.
Er trifft und trifft und trifft. Kevin Behrens hat bereits vier Saisontore erzielt. Langsam profiliert er sich als der bessere Niclas Füllkrug.
© imago/Jan Huebner/IMAGO/Thomas Voelker

Ob weitere Union-Spieler tatsächlich auf den DFB-Radar kommen, wird man in den nächsten Wochen sehen. Khedira fehlte am Samstag noch verletzt, und Knoche sah beim Gegentor der Darmstädter nicht besonders glücklich aus. Doch es gibt auch andere Kandidaten. Kevin Volland hat schon Nationalmannschafts-Erfahrung, während sich Kevin Behrens mit seinen vier Toren in zwei Spielen so langsam als der bessere Niclas Füllkrug profiliert.

Für einen anderen Unioner wird es in absehbarer Zeit aber wohl keinen Sprung zum Deutschen Fußball-Bund geben. „Der DFB möchte immer Friede, Freude, Eierkuchen, deswegen passe ich da nicht so gut hin“, antwortete Ruhnert auf die Frage nach seiner eigenen Zukunft. „Ich habe immer irgendwelche Ideen und möchte auch Sachen umsetzen. Wenn man Dinge bewegen will, musst du auch mal Dinge entscheiden. Das gehört dazu.“

Das wird man in Köpenick gerne hören. Schließlich ist Ruhnert der Architekt des Union-Erfolgs schlechthin, und mit dem soll noch lange nicht Schluss sein. Am Samstag feierten die Union-Fans im Gästeblock die Vizemeisterschaft des Vorgängervereins Union Oberschöneweide vor genau 100 Jahren. Und als die aktuelle Mannschaft nach den Bundesligaspielen am Samstag auf Platz eins kletterte, konnte man im sonnigen Darmstadt schon wieder von solchen Höhen träumen.

„Wir dürfen nicht abheben und den Kopf verlieren. Das ist nicht Union, und das wird nie Union sein“, warnte Robin Gosens. „Wenn wir den Fehler machen, ist es ganz schnell vorbei.“