Kein Grund zur Panik, aber Sorge darf schon sein

Testspielergebnisse in der Vorbereitung sind – egal ob für eine Klub- oder eine Nationalmannschaft – eigentlich eine zu vernachlässigende Größe. Und trotzdem ist es immer schöner zu gewinnen, als nicht zu gewinnen. Das erkennt man schon daran, was Thomas Müller am Mittwoch unmittelbar nach dem 1:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Dänemark gesagt hat: „Am Ende ist es echt ärgerlich, dass wir das Spiel verlieren.“

Das ist im Anlauf auf ein großes Turnier auch schon vorgekommen. Insofern besteht nach einem Unentschieden gegen Dänemark mit Blick auf die in Kürze startende Europameisterschaft fürs Erste noch kein Grund zur Panik. Aber ein bisschen Sorge darf schon sein – weil das deutsche Team tatsächlich ein paar Probleme mit sich herumschleppt. Vor allem aber, weil diese Probleme nicht neu sind, sondern stetig aufs Neue auftreten.

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Im März verlor die Nationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel gegen den Nobody Nordmazedonien, obwohl die eigenen Chancen locker für einen ungefährdeten Sieg gereicht hätten. Am Mittwoch war es ähnlich: Die Deutschen ließen etliche gute Gelegenheiten ungenutzt, die Dänen brachten einen einzigen Ball aufs gegnerische Tor – und der war drin.

So etwas würden die Deutschen auch gern können.

Joachim Löw will eine bessere Mentalität

Können sie aber offenbar nicht. Oder nicht mehr. Und so musste Bundestrainer Joachim Löw wieder einmal feststellen, „dass wir uns häufig nicht entscheidend belohnen“. Das ist ein gefährlicher Trend, und die Frage, ob das schon chronisch ist, keineswegs übertrieben. Denn auch gegen Dänemark wurden die systemischen Mängel im deutschen Fußball wieder offenkundig. Selbst wenn nahezu das komplette Mittelfeld fehlt, lässt sich das angesichts einer Fülle an Talent noch einigermaßen kompensieren. Einen eiskalten Vollstrecker im Sturm aber sucht man in Deutschland nun schon länger vergebens.

Das leicht Verspielte scheint längst in den fußballerischen Gencode eingeschrieben zu sein, und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Joachim Löw, der das schöne Spiel zur neuen deutschen Tugend ernannt hat, vor seinem letzten Turnier immer häufiger den Wert der Mentalität hervorhebt. Letztlich muss man die Tore eben auch machen wollen. Mit aller Macht.

Auch deshalb hat der Bundestrainer vermutlich Thomas Müller zurückgeholt, ein echtes Mentalitätsmonster und noch dazu mit 32 Scorerpunkten der beste deutsche Offensivspieler der abgelaufenen Saison. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: Beim FC Bayern München hat Müller Robert Lewandowski an seiner Seite, bei der Nationalmannschaft hat er das nicht.