Antisemitischer Protest im New Yorker MoMA: Mehr als eine hitzige Aktion
Mit der massiven Störung einer Künstler-Lesung im Hamburger Bahnhof haben die anti-israelischen Proteste hierzulande eine neue Stufe erreicht. Wo wird die Eskalation noch hinführen? Ein Hinweis kommt aus New York. Dort haben am vergangenen Samstagnachmittag Hunderte von Demonstranten das Museum of Modern Art (MoMA) gefüllt und im großen Lichthof eine Protestkundgebung abgehalten.
Mit größter Selbstverständlichkeit wird die militärische Intervention Israels im Gaza-Streifen als Genozid bezeichnet. Vom Auslöser der Militäraktion, dem grauenhaften Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten, ist nirgends die Rede. Im MoMA-Lichthof hing ein riesiges Banner, „Free Palestine – From The River To The Sea“, der bekannten Parole, die die Auslöschung des Staates Israel umschreibt und deutlich macht, dass es den Protestierern mitnichten um Gaza geht, sondern im Kern um den verhassten Judenstaat Israel.
Antisemitische Stereotype sind schnell zur Hand
Damit nicht genug. Die Demonstranten nannten auch fünf Mitglieder des Aufsichtsrates des MoMA, denen sie wirtschaftliche Beteiligung insbesondere an israelischer Rüstungsindustrie vorwerfen. Es handelt sich ausnahmslos um jüdische oder familiär verbundene Mäzene, unter ihnen Ronald Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses. Ein weiteres Banner, wird berichtet, habe den MoMA-Treuhändern die Finanzierung von „Völkermord, Apartheid und Siedlerkolonialismus“ vorgeworfen.
Die antisemitischen Stereotype sind alle zur Hand. In USA ist man mit der Nennung von Namen nicht zimperlich, noch weniger mit entsprechenden Kampagnen, denen das Internet die ideale Plattform bietet. Am Samstag aber trat der Hass über die virtuellen Ufer. Im MoMA kam es zur Besetzung eines prototypischen Ortes der Kultur – und der Verbindung von Geist und Geld in der Moderne, die das Museum im Namen trägt.
New York, der Ankunftshafen für Millionen Einwanderer, wurde in den dunkelsten Jahren des 20. Jahrhunderts zur Rettung für Emigranten, die dem Nazi-Regime entfliehen konnten. Davon dürften die Samstags-Demonstranten keine Ahnung haben oder auch nur haben wollen.
Von Deutschland, von Berlin aus gesehen aber spielt diese Vergangenheit immer mit. Dass die Existenz des jüdischen Staates Israel mitten in diesem Symbolort der Moderne verneint wird, ist mehr als bloß eine hitzige Aktion. Es ist ein Fanal. „Nie wieder ist jetzt“, das gilt auch drüben. Manhattan ist nicht weit weg.