Ihre Zusage ist „auch eine Kampfansage“: Çağla Ilk wird Intendantin am Maxim Gorki Theater
„Ihren Namen dürften die wenigsten auf dem Zettel gehabt haben“, schrieb das Magazin Monopol, als im März 2023 die neue Kuratorin des deutschen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig bekanntgegeben wurde. Die Wahl war auf Çağla Ilk gefallen, Kuratorin, Architektin und Co-Direktorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Jetzt lässt sich der Satz problemlos wiederholen: Ihren Namen dürften die wenigsten auf dem Zettel gehabt haben. Diesmal allerdings geht es um die Neubesetzung der Intendanz des Gorki Theaters ab August 2026, wenn Shermin Langhoff nach 13 Jahren die Leitung des Hauses abgibt. Ilk soll ihre Nachfolgerin werden.
Am Dienstag hatte die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt recht spontan zu einer Pressekonferenz zwei Tage später im Gorki Theater eingeladen, wo die neue Intendanz jetzt offiziell vorgestellt wurde. Es ist eine Personalie, die Fragen aufwirft, vor allem an die Adresse des Kultursenators Joe Chialo, der dem Vernehmen nach in seiner bisherigen Amtszeit nie eine Vorstellung am Gorki besucht hat. Er ist ja generell nicht als fleißiger Theatergänger bekannt.
Ilk will „um jeden Cent streiten“
Mit ihrer Plattform „Büro Milk“ hat Ilk am Ballhaus Naunynstraße ortspezifische Performances realisiert, später war sie Künstlerische Referentin von Shermin Langhoff am Gorki und hat an drei der bisherigen sechs Ausgaben der interdisziplinären Kunstausstellung „Berliner Herbstsalon“ als Co-Organisatorin mitgewirkt. In ihrer Funktion als Kuratorin des deutschen Pavillons in Venedig lud Ilk unter anderem den Regisseur Ersan Mondtag ein, das Gebäude mit der Arbeit „Monument eines unbekannten Menschen“ zu bespielen – mit durchweg positiver Resonanz.
Aber natürlich ist die Leitung eines Theaters etwas anderes als die Leitung einer Kunsthalle wie Baden-Baden, wo Ilks Vertrag zuletzt über das Frühjahr 2025 nicht verlängert wurde – die Zukunft der Institution ist generell ungewiss, in die Räumlichkeiten dort soll wegen Bauarbeiten interimsweise das Badische Landesmuseum einziehen.
Chialo hat die Wahl allein getroffen
Mit dem Gorki übernimmt Ilk jetzt ein Haus mit 200 festen Mitarbeitenden und einem Budget von 19 Millionen Euro, das jährlich 1,5 bis 2 Millionen Euro an Drittmitteln akquirieren muss, um sein (sehr erfolgreiches) künstlerisches Programm realisieren zu können. Die Frage sollte erlaubt sein: bräuchte es gerade angesichts der harten Auseinandersetzungen um Mittel-Kürzungen, die toben und noch toben werden, nicht eine Intendanz mit gewachsenem kulturpolitischem Standing in der Stadt? Ihre Zusage sei „auch eine Kampfansage“, verspricht Ilk. Sie werde um jeden Cent streiten.