Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: „Musk ist nicht an allem schuld“

Herr Pörksen, soeben ist Ihr Buch über das „Zuhören“ erschienen, Untertitel: „Die Kunst, sich der Welt zu öffnen“. Ständig heißt es heute: Jeder will sprechen, keiner will zuhören. Ist das auch Ihr Klagelied?
Nein. Klagelieder sind fad, analytisch unergiebig. Aber die Zuhör-Verhältnisse verändern sich tatsächlich drastisch, schon allein bedingt durch die Vernetzung der Welt, die dritte große Kommunikationsrevolution der Menschheitsgeschichte, die vergleichbar ist mit der Erfindung der Schrift oder des Buchdrucks. Früher war Information knapp, heute ist es Aufmerksamkeit. Früher war es schwer, öffentlich zu senden. Heute ist es schwer, öffentlich Gehör zu finden. Parallel arbeitet eine kleine Gruppe von Silicon-Valley-Programmierern mit großer Raffinesse daran, Aufmerksamkeit auszubeuten, uns vor dem Bildschirm zu halten, Datenprofile auszuspionieren. Gleichzeitig dringen autokratische Herrscher in die Netze der westlichen Welt vor, schicken Troll-Armeen in die Foren und zielen auf Verwirrung. Das verändert das Zuhören in die Tiefe, blockiert die klassische, aufklärerische Debatte als Ringen um das bessere Argument.