Hertha BSC erhält positive Signale fürs neue Stadion
Thomas Härtel, der Präsident des Landessportbundes, hat einen schweren Fehler gemacht. Aber das wird ihm so nicht noch einmal passieren. Vor einigen Jahren hat er eine Einladung von Air Berlin für die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens bekommen. Heute wäre sie wahrscheinlich ein hübsches Sammlerstück, doch Härtel hat die Einladung irgendwann weggeworfen.
Vor einiger Zeit hat er auch eine Einladung von Hertha BSC bekommen: eine wirklich schön gestaltete Einladung für die Eröffnung des neuen vereinseigenen Stadions am 25. Juli 2025. „Diese Karte behalte ich“, sagt der LSB-Präsident – auch wenn die Einweihung von Herthas neuem Stadion inzwischen genauso hinfällig ist, wie es der erste Eröffnungstermin des Berliner Flughafens BER war.
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Immerhin: Mit einigen wenigen Jahren Verzögerung ist der BER inzwischen eröffnet worden. Und das Hertha-Stadion? Vor nicht allzu langer Zeit schien das Projekt endgültig tot zu sein. Hertha (zu großen Teilen) und die Politik (zu kleineren Teilen) hatten die Sache verbockt, sämtliche Bemühungen um eine Wiederbelebung der Gespräche schienen aussichtslos.
Doch auch dieses Urteil ist inzwischen so hinfällig wie der ursprüngliche Termin für die Stadioneinweihung im Juli 2025. Zumindest ist das der Eindruck, der von einer Podiumsdiskussion der Initiative „Blau-Weißes Stadion“ mit Vertretern der Berliner Politik bleibt. Die grundsätzliche Ablehnung der Parteien, die vor allem dem Bestandsschutz für das Olympiastadion geschuldet wer, ist gebröckelt. Inzwischen spricht niemand mehr Hertha das Recht ab, den Bau eines eigenen Stadions voranzutreiben.
„Wir verstehen Hertha BSC wirklich. Deshalb unterstützen wir das Projekt auch“, sagt Werner Graf, Landesvorsitzender der Grünen. Auch den Unmut der Hertha-Fans, von denen er selbst einer ist, kann er nachvollziehen. Sie hätten das Gefühl gehabt, das Vorhaben sei von der Politik auf die lange Bank geschoben worden.
Miteinander reden – nicht übereinander
Philipp Bertram, sportpolitischer Sprecher der Linken, gibt zu, „dass die öffentliche Diskussion insgesamt miserabel war“. Auch das hat sich geändert, nicht zuletzt dank er privaten Faninitiative „Blau-weißes Stadion“, die den Dialog zwischen Politik und Verein wieder in Gang gebracht hat. Seit Mitte des vergangenen Jahres hat es sechs Runde Tische gegeben. Man redet vertraulich. Man redet miteinander – und nicht mehr übereinander.
Mit anderen Faninitiativen hat das „Blau-Weiße Stadion“ sogenannte Wahlprüfsteine an die im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien (außer der AfD) verschickt. Schon ihre Antworten haben gezeigt, dass es keine grundlegende Ablehnung mehr gegen das Stadion gibt. Die Frage lautet nicht mehr, ob das Stadion kommt. Sie lautet eher, wo es stehen soll.
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Hertha selbst möchte auf dem Olympiagelände bleiben. Die ersten Planungen des Klubs sahen einen Standort an der Rominter Allee vor. Dafür hätten allerdings 24 Genossenschaftswohnungen an der Sportforumstraße weichen müssen. Nachdem die Genossenschaft dies ausgeschlossen hatte, schienen Herthas Pläne illusorisch. Im Olympiapark käme daher, trotz seiner Einstufung als Gartendenkmal, nur noch das Maifeld in Frage zu. Doch so klar ist auch das inzwischen nicht mehr.
Werner Graf von den Grünen hält die Probleme an beiden Standorten – Maifeld und Rominter Allee – für lösbar. Stephan Standfuß, sportpolitischer Sprecher der CDU, glaubt, dass man mit der Genossenschaft noch einmal verhandeln könne und berichtet, dass es in seiner Fraktion „eine breite Mehrheit“ für den Standort Rominter Allee gebe. Sein SPD-Kollege Dennis Buchner hält es hingegen für unwahrscheinlich, dass die Bewohner der Sportforumstraße zum Auszug bereit seien: „Ich saß im Wohnzimmer von Leuten, die gesagt haben: Nur über meine Leiche.“ Allein die Linke schließt ein weiteres Stadion auf dem Olympiagelände aus, „weil sich da Dinge widersprechen, die einfach nicht gehen“, wie Philipp Bertram sagt.
Alternative Standorte sind für SPD und Linke auch weiterhin der Festplatz und der Flughafen Tegel – allerdings verfügen beide, anders als das Olympiagelände, nicht über eine tragfähige Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr. „Eine ÖPNV-Anbindung würde viel zu lange dauern“, sagt Werner Graf. „Daher läuft vieles Richtung Olympiagelände.“