Habeck vermisst „Standortpatriotismus“: DFB-Team läuft ab 2027 mit Nike statt Adidas auf
Die Fußball-Nationalmannschaft wird ab 2027 mit Trikots von Nike statt Adidas auflaufen. Diese einschneidende und vollkommen überraschende Entscheidung verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag. „Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen“, sagte Präsident Bernd Neuendorf.
Die Partnerschaft soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten.
Adidas ist seit über 70 Jahren Partner des DFB, die derzeitige Partnerschaft läuft Ende des Jahres 2026 aus. Etliche Erfolgsgeschichten sind mit dem Sportausstatter aus dem fränkischen Herzogenaurach verbunden.
Legendär ist die Episode, als Adi Dassler das deutsche Team bei der WM 1954 erstmals mit Schraubstollen an den Schuhen ausstattete und Siegtorschütze Helmut Rahn im Schweizer Regen für das „Wunder von Bern“ sorgte – die Trikots stammten damals übrigens nicht von Adidas.
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Diese Ära wird nun Ende des Jahres 2026 auslaufen. Die Entscheidung gegen Adidas und pro Nike war offensichtlich auch von wirtschaftlichen Gesichtspunkten getrieben. „Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können“, sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald.
Adidas ist offenbar von dem Ende der Partnerschaft mit dem DFB überrascht worden. „Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird“, teilte ein Sprecher des Unternehmens auf dpa-Anfrage mit.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den Ausrüster-Wechsel kritisiert. „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht“, sagte Habeck.
Nach der WM 2006 lehnte der DFB noch ab
Kurz nach der WM 2006 hatte es bereits eine Multi-Millionen-Offerte des US-Konzerns gegeben. Damals entschied sich der DFB für Dauerpartner Adidas – und gegen einen Wechsel. Diesmal kam es anders.
Holger Blask sagte als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG erklärend: „Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet.“
Die Nationalmannschaft hatte bei den drei vergangenen Turnieren sportlich schlecht abgeschnitten. Bei der WM 2018 und 2022 schied man in der Vorrunde aus, bei der EM 2021 im Achtelfinale. Der Werbewert von 2014, als Deutschland in Rio de Janeiro zum vierten Mal Weltmeister wurde, war nicht mehr gegeben. „Die Vergabe an den künftigen Ausrüsterpartner Nike ist das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung“, sagte Blask.
Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas als Ausrüster vertreten. Die Heim-EM 2024, die Frauen-EM 2025 in der Schweiz sowie die Männer-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden die DFB-Teams noch mit Adidas-Trikots absolvieren.
„Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen und aktuellen Partner adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat“, stellte Neuendorf klar. Bei der EM in diesem Sommer wohnt die DFB-Elf sogar im Adidas-Homeground in Herzogenaurach. Das pinke Auswärtstrikot für das Turnier von 14. Juni bis 14. Juli hatte zuletzt für Diskussionen gesorgt und einen starken Verkaufsstart hingelegt. (dpa/Tsp)