Vierter Sieg bei der Eishockey-WM: Deutschland schlägt auch Polen

Ein tschechischer Journalist hat auf einem sozialen Netzwerk scherzend beklagt, dass ihm das deutsche Team seine Wetten kaputt machen würden bei der Eishockey-WM in Tschechien. Deutschland gegen Lettland hatte der Mann ein 2:3 getippt, knapp daneben, das Spiel endete 8:1. Tags darauf wurde der Mann mutiger, orakelte ein 6:3 der Deutschen gegen Kasachstan, lag trotzdem klar daneben, das Team von Harold Kreis siegte 8:2. Konnte ja auch keiner ahnen nach den eher uninspirierten Auftritten zuvor gegen die USA und Schweden. Da lag jeweils ein 1:6 aus deutscher Sicht auch nicht unbedingt auf der Hand.

Am Sonnabend nun haben die Deutschen die Tür ins WM-Viertelfinale weit aufgestoßen, mit einem geduldig erspielten 4:2 (0:0, 2:0, 2:2)-Erfolg in Ostrava gegen Aufsteiger Polen. Alexander Ehl, John Jason Peterka per Penalty und Yazin Ehliz erzielten zunächst die Tore für den Vizeweltmeister, Torwart Mathias Niederberger kassierte gegen Ende noch zwei späte und etwas unnötige Gegentreffer der Polen. Bevor dann Peterka nach einem Konter alles klarmachte.

Angreifer Yazin Ehliz von RB München sagte: „Das war ein hartes Stück Arbeit, aber wir sind geduldig geblieben.“

28

Tore haben die Deutschen in sechs WM-Spielen erzielt.

Stolze 28 Treffer haben die Deutschen in sechs Partien erzielt. Beeindruckend ist die deutsche Torwut allemal, zumal sie von einer gewissen Abwehrschwäche begleitet wird. In der Effizienz beim Ausnutzen der Torchancen und im Powerplay führt das Team von Harold Kreis die Gesamtwertung der WM an, die Defensivleistungen sind dagegen statistisch unter dem Durchschnitt, auch was Torhüter- und Unterzahlspiel betrifft – was aber noch ein Erbe aus den ersten drei Spielen mit den vielen Gegentoren ist (einmal vier und zweimal sechs).

15 Spieler im Kader spielen oder haben schon in Nordamerika gespielt

Auffällig ist, dass sich große Teile der Mannschaft auf der beim WM-Turnieren etwas engeren Eisfläche wohlfühlt. Es kommt den schnellen und vielen technisch versierten Spielern entgegen, die zum großen Teil die Effizienz bei ihren Engagements in Nordamerika gelernt oder verfeinert haben: 15 von 25 Akteuren im Kader sind oder waren schon mal in Nordamerika engagiert, sieben Profis haben schon in der NHL gespielt und vier sind aktuell dort unter Vertrag.

Es steckt gar nicht mal so viel Deutsche Eishockey-Liga (DEL) im deutschen Team drin. Neben der Nordamerika-Fraktion haben drei Spieler (Dominik Kahun, Marc Michaelis und Tobis Fohrler) die vergangene Klub-Saison in der Schweiz verbracht. Kein Wunder also, dass es da in diesem Jahr, wie schon beim WM-Turnier im Vorjahr, gebraucht hat, bis sich die Männer, die aus verschiedenen Ligen und Spielsystemen kommen, gefunden haben.  

Die Deutschen sind nun sogar besser auf Kurs, als sie es vor einem Jahr bei der WM waren, die ja für sie mit der Finalteilnahme endete. Da hatten sie nach sechs Spieltagen erst neun Punkte auf dem Konto und mussten bis zum Ende um die Teilnahme fürs Viertelfinale kämpfen. Diesmal hat das letzte Gruppenspiel gegen Frankreich am Dienstag wahrscheinlich nur statistischen und mentalen Wert. Mit einer Niederlage wollen die Deutschen nicht in die K.-o.-Runde gehen, aber sie könnten es sich womöglich leisten.