Endspiel: Der Verleger, Schriftsteller und Lyriker Michael Krüger im Porträt
Der Titel, den der Regisseur Frank Wierke seinem Film mit Michael Krüger gegeben hat, passt: „Verabredungen mit einem Dichter“. Tatsächlich ist dieser Film keiner über das Leben des langjährigen Hanser-Verlegers, Schriftstellers und Lyrikers, kein biografisches Stationenporträt, sondern eine Bühne für Krüger, auf der er sich seinen Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen hingeben kann.
Krüger redet vor der Kamera Wierkes, nur selten direkt angesprochen, und dabei steht er zunächst in den Räumen seines Münchner Verlags, Ende 2013, was zeigt, dass die Verabredungen mit ihm über einen langen Zeitraum gingen.
In ähnlicher Haltung geht es viereinhalb Jahre später weiter: Krüger in seiner Arbeitsbibliothek, im Garten seines Münchener Hauses, in einem großen, repräsentativen Raum in der Bayrischen Akademie der Schönen Künste (mit einem langen Ruhesofa aus braunem Leder), schließlich im Garten seines Holzhauses am Chiemsee.
Hier hat er wegen der Behandlung einer Leukämie schließlich während des ersten Pandemiejahres in strengster Quarantäne gelebt.
Kurz vor dieser Zeit endet der Film, nach einem mitunter faszinierenden 90-minütigen Monolog, der hin und wieder von kurzen, grau unterlegten Gedichtzeilen unterbrochen wird.
Michael Krüger redet über den Baum vor seinem Verlagsfenster, über die Bäume in seinem Garten, über Obstbäume seiner Kindheit im sachsen-anhaltinischen Zeitz oder die vielen Gesichter des Chiemsees in jedweden Witterungslagen.
Den Tod bezeichnet er als „Unbekannten“ und „Eindringling“
Natürlich geht es ihm ums Schreiben von Gedichten, darum, wie die sich im Innern entwickeln, wie sie rauswollen, nicht immer rauskönnen (auch kein Unglück); er spricht über Religionen, die Möglichkeit, einen Halt zu haben, die Spaziergänge mit seinem Großvater.
Immer wieder mal räsoniert der fast 80-Jährige über die verbleibende Lebenszeit, darüber, „nicht mehr der Herr im eigenen Haus“ zu sein, über den Tod. Den bezeichnet er nur als einen „Unbekannten“, als „Eindringling“, von dem Krüger jedoch naturgemäß weiß, dass dieser am Ende „die Sache auch gewinnen wird“.
Und wie sagt er es zwischendrin: „Vielleicht langt es, drei schöne Gedichte gelesen zu haben.“
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