Die deutsche Mannschaft hofft auf den richtigen Teamgeist

Knapp einen Monat ist der Erfolg der deutschen Fußballerinnen, die sich zum Vize-Europameister kürten, mittlerweile her. Als Inspirationsquelle dient er immer noch, auch in anderen Sportarten wie Volleyball. Dort wollen sich die Nationalspieler bei der Weltmeisterschaft, die am Freitag mit dem Spiel gegen Olympiasieger Frankreich (17.30 Uhr, sportdeutschland.tv) beginnt, ein Beispiel am überraschenden Erfolg und Teamgeist der Fußballerinnen nehmen.

„Wir haben bei den Frauen gesehen: Je enger das Team zusammen ist, desto größer sind seine Möglichkeiten“, sagt Nationalspieler Jan Zimmermann. Auch im Volleyball könnten Einzelpersonen wenig entscheiden. „Ich glaube als Team sind wir bereits sehr zusammengewachsen.“

Ursprünglich sollte die WM in Russland ausgetragen werden. Dagegen protestierten unter anderem die deutschen Volleyballer nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, sodass das Turnier nach Polen und Slowenien verlegt wurde. Der Zusammenhalt der Nationalmannschaft zeigt sich auch auf den Instagram-Profilen der Spieler, auf denen sie regelmäßig Bilder von gemeinsamen Urlauben und Ausflügen posten.

Teamkollegen Ruben Schott kennt Zimmermann seit nunmehr fünfzehn Jahren aus seiner Zeit bei der Junioren-Nationalmannschaft, aber auch mit anderen Spielern ist er eng befreundet. „Wir haben ein sehr gutes Gruppengefüge.“

Schwere Tage bei der Nations League

Zu viel versprechen will der Zuspieler in Hinblick auf die WM aber noch nicht. Aus gutem Grund: Bei der Volleyball Nations League (VNL) hatte die Nationalmannschaft in diesem Sommer ganz schön Probleme sich gegen die internationale Spitze zu behaupten. Das lag maßgeblich daran, dass Schlüsselspieler wie Ruben Schott, Moritz Karlitzek und Lukas Kampa fehlten. Dadurch mussten junge, unerfahrene Spieler einspringen.

Ein wenig Corona-Pech hatten sie auch: Diagonalangreifer Linus Weber wurde im Laufe des Turniers positiv getestet und dann musste das Team auch noch eine Zwangsniederlage gegen China einstecken. „Das war eine ungewöhnlich schwierige VNL“, sagt Zimmermann rückblickend, „dabei haben wir super angefangen und hatten sogar Hoffnungen auf das Finale. Da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen.“

Die verletzten Spieler haben sich nun wieder erholt und konnten an der Vorbereitung auf die WM teilnehmen. „Es ist schön, wieder ein paar erfahrene Spieler aus der gewohnten Gruppe dabei zu haben“, sagt Zimmermann, „das hilft uns auf jeden Fall.“ Anfang August bestritt die Nationalmannschaft bereits zwei Testspiele gegen die Niederlande. Beim ersten unterlag sie 1:3, revanchierte sich allerdings am darauffolgenden Tag mit einem 3:1.

„Von der Qualität her hat es gestimmt“, bilanzierte Außenangreifer Schott, „da war schon viel Gutes dabei.“ Dadurch, dass unerfahrene Spieler wie Tobias Brandt über den Sommer viel Spielpraxis erhielten, hat sich der Kader außerdem in der Breite verbessert.

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Zum Erfolg verhelfen soll auch Michal Winiarski, der seit April neuer Bundestrainer ist und damit die Position von Andrea Giani übernommen hat, der kurzfristig zum Olympiasieger Frankreich gewechselt war. „Er bringt Schwung rein“, sagt Zimmermann, „und neue Ideen.“ Auch mit der schwierigen Situation bei der VNL sei er gut umgegangen.

Dort nahm er besonders Rücksicht auf Spieler wie Julian Zenger, der kurz zuvor mit seinem Verein im Champions League Finale gestanden hatte, bevor er bei der VNL gefragt war. „Einige waren echt ausgelaugt, aber er hat es immer wieder geschafft, den richtigen Trainingsumfang zu wählen.“

Fehlende Sprachbarriere

Auch Schott, der Winiarski aus seiner Zeit in Danzig kennt, ist begeistert. Er achte mehr als sein Vorgänger auf Regeneration und stelle bei der Trainingssteuerung sicher, dass die Spieler sich ausreichend schonten. Außerdem gibt es keine Sprachbarriere mehr. Winiarski ist super kommunikativ und einfach ein sauguter Trainer.“

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Die vergangenen Wochen verbrachten die Spieler im Trainingszentrum Kienbaum, das direkt an einem See gelegen ist, sodass sie sich während der heißen Tage abkühlen konnten. „Der hat aber ganz schön Wasser verloren, weil es im Sommer so wenig geregnet hat“, erzählt Zimmermann. Sowohl für ihn als auch Schott ist es die erste WM. „Wir wollen locker, aber bissig reingehen. Mit einem freien Mindset, aber willig zu zeigen, dass wir mehr können als das, was wir während der VNL gezeigt haben.“ Gegner Frankreich hatte das Turnier übrigens gewonnen.

Anschließend stehen Spiele gegen Gastgeber Slowenien und Kamerun an. Aus den sechs Gruppen qualifizieren sich nur die Erst- und Zweitplatzierten, sowie die besten Dritten für das Achtelfinale. Aber Zimmermann weiß: „In so einem Turnier kann alles passieren, vor allem weil die Mannschaften nah zusammengerückt sind vom Niveau.“ Ähnliches las und hörte man vor der EM der Fußballerinnen. Sie haben vorgemacht, wie es trotzdem klappen kann.