Drittligist Dynamo Dresden startet mit Markus Anfang das Projekt Wiederaufstieg

Am Samstag startet Dynamo Dresden nach dem Abstieg in die Dritte Liga in die neue Saison. Erster Gegner wird dann Mitfavorit 1860 München sein (14 Uhr/ARD ). Trainer bei den Sachsen ist inzwischen Markus Anfang, der wegen eines gefälschten Impfpasses im vergangenen Herbst bis Juni dieses Jahres vom DFB gesperrt wurde und nun wie sein Klub vor einem Neuanfang steht.

Dynamo ist seine erste Trainerstation in den neuen Bundesländern. Fremd sind ihm die Menschen im Osten aber nicht. 2004 spielte Anfang ein halbes Jahr bei Energie Cottbus in der Zweiten Liga und traf dabei auf einen seiner Vorgänger als Dynamo-Trainer: Eduard Geyer.

An die erste Begegnung mit dem eigenwilligen Coach kann sich Anfang noch gut erinnern. „Ich bin damals von Kaiserslautern nach Cottbus gekommen“, erzählt er. „Wir sind zum Trainingsplatz gegangen, jeder musste seinen Ball mitnehmen. Ede ist als Letzter losgegangen. Ich habe Gespräche geführt, es war ja mein erstes Training. Auf dem Weg zum Trainingsplatz hat er mich überholt und hat vor mir die Tür abgeschlossen“, berichtet Anfang lachend.

Damals habe er das nicht so lustig empfunden, als Einziger vor einer verschlossenen Tür zu stehen. „Was ist jetzt los, Trainer?“, fragte Anfang, und Geyer entgegnete ihm: „Wenn du zu spät zum Training kommst, wie willst du denn pünktlich zum Spiel kommen?“ Geyer selbst kann sich an diese Anekdote nicht mehr erinnern, meint aber: „Ich habe immer allergisch reagiert, wenn ein Spieler zu spät kam. Mindestens eine Stunde vor dem Training mussten alle da sein.“

Unglücklicher Start von Anfang

An Anfang habe er trotz dieses unglücklichen Starts positive Erinnerungen. „Er wollte sich immer einbringen und etwas beitragen“, meint Geyer. „Wenn wir taktische Dinge einstudiert haben, war er immer sehr wissbegierig. Ich wäre damals aber nicht darauf gekommen, dass er einmal die Trainerlaufbahn einschlägt. Das konnte ich damals nicht erahnen.“

Anfang habe aus seiner kurzen Zeit mit Geyer viel mitgenommen. „Ede war in seiner Art sehr konsequent, sehr hart im Training“, sagt der heute 48-Jährige, der seitdem weiß, dass eine Einheit auch länger gehen kann. „Nicht nur 90 Minuten, bei ihm ging ein Training auch mal über zwei Stunden“, erinnert sich Anfang. „Die Mittagspause war dann sehr kurz. Er meinte, dass eine Suppe schnell gegessen sei.“

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Geyer weiß, dass er als Trainer bei seinen Mannschaften nicht immer beliebt war. „In Cottbus hatten wir viele Spieler, die über Leidenschaft, Motivation und das Zusammengehörigkeitsgefühl gekommen sind, und nicht über das Talent. Wir mussten deshalb viel in den Grundlagen trainieren“, sagt er und meint dennoch: „Spieler, die aus dem Westen kamen, waren es nicht gewöhnt, länger und mehr zu trainieren. Sie waren verwöhnt.“

Insgesamt machte Anfang acht Spiele für Cottbus, nach einem halben Jahr wechselte er nach Duisburg. „Die meisten Spieler sind in ihrer Zeit in Cottbus besser geworden. Das trifft auch auf Markus Anfang zu. Er hat immer sehr intensiv über sein Fußballspiel nachgedacht“, so Geyer.

Dynamo muss seinen Stil finden

Dynamo und seinem ehemaligen Spieler wünscht er den Aufstieg, aber: „Das wird schwer. Viele Mannschaften wollen nach oben“, meint der 77-Jährige, der noch regelmäßig ins Stadion geht. Ob Anfang nach der Impfpass-Affäre der richtige Mann für Dynamo ist, will Geyer nicht beurteilen. „Er hat definitiv eine Chance verdient“, meint der frühere Trainer, zum Beispiel in Köln habe Anfang gute Arbeit geleistet. „Dort wurde er als Tabellenerster entlassen. Das hat die ganze Welt nicht verstanden“, sagt Geyer.

Bei Dynamo müsse Anfang nun seinen eigenen Stil finden. „Er muss eine so klare Linie fahren, dass am Schluss Resultate herauskommen“, erklärt Geyer. Anfang selbst würde sich gern mal wieder mit ihm treffen, einen Kaffee trinken und über alte Zeiten quatschen. „Dann habe ich aber den Schlüssel“, sagt der Dynamo-Trainer.