„Das ist ein absolutes Desaster“: FC Bayern hadert nach Madrid-Drama mit dem Schiedsrichter
Beim FC Bayern München hat sich unmittelbar nach dem dramatischen Halbfinal-Aus in der Champions League bei Real Madrid großer Ärger über die Schiedsrichter breit gemacht. „Das ist ein absolutes Desaster“, sagte Trainer Thomas Tuchel nach dem 1:2 im Rückspiel am Mittwoch über eine Szene in der 13. Minute der Nachspielzeit.
Der Ausgleichstreffer von Matthijs de Ligt wurde nicht gegeben und auch nicht durch den Videoassistenten überprüft, weil Schiedsrichter Szymon Marciniak kurz vor dem Abschluss des Niederländers wegen einer vorherigen vermeintlichen Abseitsstellung von Noussair Mazraoui abgepfiffen hatte.
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„Die Spielszene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel – vor allem, wenn sie so eng am Tor ist, vor allem, wenn es so knapp ist“, echauffierte sich Tuchel: „Den Fehler macht der Linienrichter und den zweiten Fehler macht der Schiedsrichter.“ Die Abseitsstellung von de Ligt nach einem langen Pass von Joshua Kimmich war umstritten, weil Real-Abwehrspieler Antonio Rüdiger auf ähnlicher Höhe war.
Der 43 Jahre alte Marciniak ist seit 2011 Fifa-Schiedsrichter und gehört unumstritten zu den besten seines Faches. Vor anderthalb Jahren leitete der Pole das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich, vor einem Jahr dann das Endspiel der Champions League. Das umkämpfte Spiel der Bayern in Madrid hatte er bis in die Nachspielzeit souverän im Griff, bis ihm gemeinsam mit seinem Linienrichter der folgenschwere Fehler unterlief.
„Beim 2:2 Marciniak und Team mit zwei Fehlern nacheinander, nicht konzentriert genug“, schrieb der frühere deutsche Weltklasseschiedsrichter Manuel Gräfe bei X. Der Assistent müsse mit dem Heben der Fahne warten, der Schiedsrichter aber selbst im Falle der gehobenen Fahne abwarten. „Tor wäre korrekt“, so Gräfe.
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Wie die Münchner bestätigten, hat sich Marciniak schon auf dem Feld und später erneut für seinen Fehler entschuldigt. „Natürlich nehmen wir die Entschuldigung als Sportsmänner an. Aber es ist ein Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen, ehrlich nicht“, sagte Tuchel und redete sich in der Pressekonferenz förmlich in Rage. „Es ist nicht der Moment für so krasse Video-Verstöße. Alle müssen ans Limit, alle müssen leiden, alle müssen fehlerfrei spielen. Da müssen halt die Schiedsrichter auf diesem Niveau das auch tun. Das hilft halt nicht, wenn du nachher Entschuldigung sagst. Dafür bist du auf dem Feld, dafür bist du der Beste, den es da draußen gibt. Und wenn du das nicht liefern kannst, hilft das nicht“, schimpfte Tuchel.
Tuchel kritisierte auch den Linienrichter. „Es ist gegen alle Regeln des modernen Fußballs. Die Fahne in so einer Situation zu heben, wo du niemals, niemals, niemals sicher sein kannst, dass es Abseits ist, ist eine harte Entscheidung“, sagte der Bayern-Coach. Ein 2:2-Ausgleich hätte nach dem 2:2 im Hinspiel eine Verlängerung bedeutet. „Wir sind einfach sauer, wir haben alles da draußen gelassen. Es war ein richtiger Fight, wir setzen den Punch und sind fast über die Ziellinie“, sagte Tuchel angesichts einer 1:0-Führung durch Alphonso Davies und zwei späte Gegentore durch Real-Stürmer Joselu.
„Man kann sich entschuldigen. Das ist auch gut und schlau, dass er es macht“, sagte Bayern-Kapitän Manuel Neuer und mutmaßte: „Er hat sich wohl anstecken lassen in der Situation, dass er Schiedsrichter im Bernabéu gewesen ist. Das darf auf dem Niveau nicht passieren. Man muss die Entscheidungen so treffen, wie man es gelernt hat, wenn man nicht sofort erkennt, ob es Abseits war. Sofort in die Pfeife zu blasen, ist nicht das Richtige gewesen.“
Bayerns Sportvorstand Max Eberl war ebenfalls fassungslos. „Es ist null komma null zu erklären.“ Solche Szenen würden sonst nie unterbrochen, um sie nachträglich per VAR überprüfen zu können. „Logisch war das ein Fehler“, kritisierte Eberl.
„Ich finde das unglaublich. Ich kann das nicht verstehen. Es ist nicht ganz klar, da musst du durchspielen lassen“, sagte de Ligt. „Aber das ist manchmal der Unterschied gegen Real Madrid.“
Der eingewechselte Thomas Müller, der den Ball zu de Ligt geköpft hatte, sprach von einer „absolut wilden“ Szene. Und Torhüter Manuel Neuer, der zuerst überragend hielt, dann vor dem 1:1 durch Joselu (88.) patzte und auch noch den zweiten Gegentreffer des Spaniers (90.+1) hinnehmen musste, meinte: „Ich glaube, das weiß er selbst, dass es am Ende ein Fehler war und man die Entscheidung da nicht zu früh treffen darf.“ (dpa/Tsp)