Volleyballer Anton Brehme schuftet für sein Comeback
Ein bisschen fühlte es sich so an, wie vier Cuba Libre hintereinander zu trinken – „nur viel cooler“. So beschreibt Anton Brehme das Gefühl nach der Narkose aufzuwachen. Für den 22-jährigen Volleyballer markierte dieser Augenblick im Januar eine Art Wendepunkt in seiner Karriere. Immer wieder hatte er in den vergangenen Jahren mit Knieproblemen zu kämpfen, nun hofft er diese durch eine Operation an der Patellasehne langfristig in den Griff bekommen zu haben und arbeitet hart an seinem Comeback.
Brehme, der im vergangenen Jahr zu den Stammspielern der BR Volleys zählte, stand in dieser Saison noch nicht einmal auf dem Spielfeld. „Das ist sehr bedauerlich“, sagt Geschäftsführer Kaweh Niroomand und sei maßgeblich auf die Zeit mit der Nationalmannschaft im vergangenen Sommer zurückzuführen. „Er hatte da bereits Knieprobleme. Aber der Mannschaftsarzt hat ihm gesagt, es könne nicht schlimmer werden. Deshalb solle er spielen. Das war definitiv eine falsche Einschätzung, zumal unser Mannschaftsarzt ihn davor gewarnt hatte.“
Eigentlich hätte Brehme den Sommer dazu nutzen sollen, sein Knie auszukurieren, doch stattdessen nahmen seine Beschwerden während der Europameisterschaft weiter zu. Als sie sich zurück in Berlin nicht besserten, entschied er sich schließlich für eine Operation, die sein Vater durchführte.
„Als feststand, dass ich mich operieren lassen musste, war ich ziemlich deprimiert.“, erzählt Brehme. „Für mich ist eine Welt untergegangen.“ Lange hielt auch das beschwipste Gefühl der Narkose nicht an, denn die darauffolgenden Tage und Wochen durfte er nur liegen und hatte Schmerzen am ganzen Körper.
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Gleichzeitig habe er gewusst, dass es so wie davor nicht weitergehen könne, sagt Brehme. „Und irgendwann habe ich dann ein Kribbeln gespürt, das war ein gutes Zeichen.“ Den Großteil der Zeit verbrachte Brehme bei seiner Familie in Leipzig und absolvierte dort ein Reha-Programm.
Seine Familie habe ihm dabei geholfen, nicht den Mut zu verlieren, meint Brehme, und auch Mitspieler wie Timothée Carle unterstützen ihn aus der Ferne. Außerdem schrieb Brehme sich an einer Fernuni ein und studiert BWL und Sportmanagement. „Heute weiß ich, dass die OP die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte.“ Die Spiele seines Teams konnte er sich trotzdem eine ganze Weile nicht anschauen, ohne dabei traurig zu werden.
Das hat sich mittlerweile geändert: Beim dritten Play-off-Halbfinalspiel gegen die United Volleys Frankfurt war er sogar erstmals wieder vor Ort dabei und überraschte seine Kollegen. „Ich war so aufgeregt. Tim kam mir gleich entgegengerannt, obwohl er sich aufwärmen sollte und das erste, was er meinte, war, dass ich dick geworden sei“, sagt Brehme und lacht. „Da hat er wohl ein wenig Recht, deshalb mache ich auch eine Diät.“
Die Volleys spielen im Meisterschaftsfinale gegen Friedrichshafen – Brehme schaut zu
Insgesamt habe ihn der Besuch aber angespornt und daran erinnert, worauf er hinarbeite. Die neue Motivation kommt ihm auch bei den vielen Bein- und Kraftübungen in der Reha zugute. Trotzdem muss Brehme sich noch gedulden und mit Sprüngen zurückhalten, um die Fortschritte nicht zu gefährden.
Niroomand hofft, dass Brehme den Sommer bei der Nationalmannschaft aussetzt und sein Knie weiterhin schont. „Wenn er da nicht vorsichtig ist, ist seine Karriere vorbei.“ Das wäre auch für die Volleys ein großer Verlust, die Brehme in der nächsten Saison halten wollen. „Wir haben gute Gespräche gehabt und sind uns eigentlich einig, dass er in Berlin bleibt. Ich habe immer an ihn geglaubt und stehe zu ihm. Wenn er gesund wird, hoffe ich, dass er dem Verein ein bisschen was zurückgeben kann.“
Vorerst muss Brehme aber noch als mentale Unterstützung herhalten und den Volleys beim Spiel gegen den Dauerrivalen Friedrichshafen am Samstagabend (18.30 Uhr/Spontent) die Daumen drücken. Dort startet die Finalserie im Modus „Best of Five“ und sollten die Volleys den Meistertitel verteidigen, dann wird Brehme sich wohl zumindest die Feier und den einen oder anderen Cuba Libre nicht entgehen lassen.