Die Popalben der Woche im Soundcheck
Jack White: Entering Heaven Alive (Third Man Records)
Das zweite Jack-White-Album in diesem Jahr. Wie versprochen, das leisere Gegenstück zum komplett überkandidelten „Fear Of The Dawn“. Die Songs sind erkennbarer, weil nicht im Lärm erstickt. Sind sie aber besser? Ein paar feine Momente finden sich, wenn etwa in „If I Die Tomorrow“ ein Mellotron sehnsüchtig seufzt. Oft ist das hier aber leider doch mehr Schmock als Rock. Andreas Müller, Moderator
Kode9: Escapology (Hyperdub)
Steve Goodman alias Kode9 hat vor Jahren ein Buch darüber geschrieben, wie Klang als Waffe eingesetzt werden kann. Auf den ersten Blick scheint es so, als würde er diesen „Sonic Warfare“ auf seinem neuen Album selbst in die Praxis umsetzen: Schrille Sounds, bizarre Rhythmen, seltsame Strukturen stellen unsere Ohren auf die Probe. Dubstep, Jungle, Breakbeats sind nur noch als schwaches Echo zu erkennen, Kode9 bewegt sich in einer ganz eigenen Klangwelt. Nach mehrmaligem Hören aber passiert Wunderbares: Die fordernden Sounds offenbaren eine seltsame Schönheit. Ist das die Zukunft? Martin Böttcher, Musikjournalist
Working Men’s Club: Fear Fear (Heavenly/PIAS)
Uncodiert kommt die Band aus West Yorkshire schnell zur Sache. Es geht um die Themen unserer Tage: Angst und unsichere Zeiten. Die musikalischen Ränder der 80er treffen sich in der Musik von Working Men’s Club. Britischer Postpunk und Detroit Techno gehen eine haarsträubend schöne Mischung ein. Das unschuldige Spiel damit auf ihrem ersten Album ist nun bitterem Ernst gewichen. Eiskalt peitschende Beats und trockene Stakkato-Bässe künden Unheil an. Brettern, Donnern, Strampeln. The fear is on. Ausgang ungewiss. Oliver Schwesig, Deutschlandfunk Kultur
She & Him: Melt Away – A Tribute to Brian Wilson (Universal)
Warmes Sonnenlicht, Surfer, eine Fahrt im offenen Cadillac entlang der südkalifornischen Küste, das Radio spielt einen Song von den Beach Boys – das gute alte Amerika. Wer träumt nicht davon? Zumal in Zeiten, in denen dieses Land alles andere als heil ist. Das Duo She & Him, hinter dem sich Schauspielerin Zooey Deschanel und Indieproduzent M. Ward verbergen, hat nun ein Album aufgenommen, das genau danach klingt – was vor allem daran liegt, dass die Songs darauf von Beach-Boy Brian Wilson geschrieben wurden. „Melt Away – A Tribute to Brian Wilson“ enthält große Hits und weniger bekannte Songs des Künstlers, neu arrangiert auf eine weibliche Stimme, sonst aber nah am Original. Das ist ganz schön anzuhören, wenn man Fernweh in die Vergangenheit hat, macht in erster Linie aber Lust, sich noch einmal durch das Œuvre der Beach Boys zu wühlen. Jana Weiss, Tagesspiegel