Anschlag auf Stadtfest in Solingen: Mann attackiert Besucher mit Messer – 3 Tote, 15-Jähriger festgenommen

Drei Menschen sind am Freitagabend nach einem Messerangriff auf dem Solinger Stadtfest gestorben. Zudem gab es mehrere Verletzte. Die Polizei stuft die Attacke als Anschlag ein. Der Täter ist noch auf der Flucht.

  • Anschlag auf Solinger Stadtfest
  • Gäste bei 650-Jahr-Feier wahllos mit Messer attackiert
  • Polizei fahndet nach Täter

Bei der Jubiläumsfeier der Stadt Solingen (Nordrhein-Westfalen) hat es am späten Freitagabend gegen 21.40 Uhr einen brutalen Anschlag gegeben. Ein Mann stach mit einem Messer wahllos auf feiernde Gäste ein. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Der Täter ist noch immer auf der Flucht. Nach dpa-Informationen wurde am Samstag ein Mann festgenommen worden, bei dem es sich nach ersten Ermittlungen allerdings nicht um den Täter handeln soll. Die mutmaßliche Tatwaffe des Messerangriffs ist in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden worden. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zuvor hatte die “Bild”-Zeitung berichtet.

Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen schließt die Staatsanwaltschaft einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Noch sei der Täter nicht ermittelt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers bei einer Pressekonferenz in Wuppertal. “Eine Motivlage konnten wir bisher auch nicht erkennen, wir gehen aber nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann.”

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Messerangriff in Solingen: 15-Jähriger festgenommen

Bei der festgenommenen Person nach der Messerattacke von Solingen handelt es sich um einen 15-Jährigen. Aktuell werde ein Zusammenhang mit der Tat geprüft, teilten die Ermittlungsbehörden bei einer Pressekonferenz in Wuppertal mit. Als möglicher Vorwurf gegen den 15-Jährigen steht demnach momentan die Nichtanzeige geplanter Straftaten im Raum. “Nach vorliegenden Zeugenaussagen soll eine bislang unbekannte Person kurz vor dem Angriff mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden”, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers. Ob diese Person der Täter ist, wissen die Ermittler nach eigenen Angaben noch nicht. Die Zeuginnen für das Gespräch hätten die Tat selbst nicht beobachtet. Bisher sei ein Täter noch nicht ermittelt.

Anschlag auf Solinger Stadtfest: 3 Tote nach Messerattacke, Täter auf der Flucht

Die Beschreibung des Täters durch Zeugen vor Ort würde nicht mit dem Festgenommenen übereinstimmen. Der Mann sei am frühen Samstagmorgen festgenommen worden und sitze in Gewahrsam, hieß es aus Polizeikreisen. Zuvor hatte die “Bild”-Zeitung berichtet.

Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es nach dem Anschlag drei Tote. Zudem wurden acht Menschen verletzt, fünf davon schwer. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat vom Freitagabend wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein.

Die Suche nach dem Täter läuft. “Wir haben derzeit keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort”, sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen. Zum Aussehen des Flüchtigen gebe es keine gesicherten Informationen.

“Ich glaube, das ist unser Riesenproblem. Wir haben noch nicht so viele Angaben zum Täter”, erklärte Alexander Kresta, Sprecher der Polizei Wuppertal. Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock. “Die werden von uns im Augenblick professionell betreut und wir vernehmen diese natürlich, um da jetzt genauere Angaben zu bekommen.”

Allerdings könnten die Ermittler derzeit davon ausgehen, dass es sich um einen einzelnen Täter handelt, sagte Kresta weiter. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bislang aufnehmen konnte, wiesen darauf hin. “Von weiteren Personen ist uns nichts bekannt.”

Attentäter stach am Fronhof wahllos auf Stadtfest-Gäste ein

Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Laut Polizei scheint der Täter wahllos auf Passanten losgegangen zu sein, seine Opfer also zufällig ausgewählt zu haben. Dem Innenministerium zufolge habe er aber sehr gezielt auf ihre Hälse eingestochen. Über den Zustand der Verletzten wurde bis zum Morgen nichts Neues bekannt.

Die späteren Opfer waren Besucher des Festes zum 650. Jahrestag der Stadtgründung Solingens. Tatort war der zu diesem Zeitpunkt gut besuchte Fronhof – ein Marktplatz in der Innenstadt, auf dem für das Jubiläumsfest eine Bühne aufgebaut war. Die Tat trug sich einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur zufolge unmittelbar vor der Bühne zu.

Die Suche nach dem Täter lief am Samstagmorgen weiter. Ein Polizeisprecher riet: Wer Verdächtiges beobachte, solle nicht eigeninitiativ handeln, sondern den Notruf 110 wählen. Die Polizei in Wuppertal rief via Facebook dazu auf, die Solinger Innenstadt zu meiden.

NRW-Innenminister Herbert Reul nach Anschlag in Solingen erschüttert

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) traf in der Nacht am Tatort ein und zeigte sich sichtlich betroffen. “Aus dem Nichts sticht jemand wahllos auf Menschen ein”, sagte Reul. “Wir in Nordrhein-Westfalen, wir sind tief erschüttert und in Trauer vereint.” Bei den Toten handele es sich um eine Frau und zwei Männer.

Die Stadt hat das ursprünglich für drei Tage geplante Straßenfest komplett beendet. Auch die für diesen Samstag und Sonntag geplanten Programmpunkte wurden abgesagt.

Laut Polizei schlug der Angreifer gegen 21.37 Uhr zu. Kurz darauf wurde Großalarm ausgelöst. Mindestens ein Hubschrauber war in der Luft, zahlreiche Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Rettungswagen waren unterwegs, Straßen weiträumig abgesperrt. Bewaffnete Beamte sicherten den Einsatzort.

Laut “Solinger Tageblatt” folgten tausende Besucher der Aufforderung, den Platz ruhig zu verlassen und nicht in Panik zu verfallen. “Die Menschen sind geschockt, aber friedlich vom Platz (gegangen)”, wurde Philipp Müller zitiert, einer der Mitorganisatoren des Festes. Später herrschte dann gespenstische Stimmung in der fast menschenleeren Innenstadt.

Solingens Oberbürgermeister meldet sich nach Attentat, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst verurteilt Gewalt

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach reagierte erschüttert. “Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer”, schrieb der SPD-Politiker auf der Facebook-Seite der Stadt. “Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen.”

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete den Anschlag als “Akt brutalster und sinnloser Gewalt”. Die Tat habe “unser Land ins Herz getroffen”, schrieb er auf der Plattform X. NRW sei in Erschütterung und Trauer vereint. “In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseres Landes und darüber hinaus mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen”, schrieb der CDU-Politiker weiter. Und: “Ein großer Dank gilt den vielen Rettungskräften und unserer Polizei, die in diesen Minuten um Menschenleben kämpfen.”

Olaf Scholz fordert harte Strafe nach tödlicher Messerattacke

Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach der tödlichen Messerattacke in Solingen eine harte Strafe für den Täter gefordert und der Stadt Hilfe zugesagt. “Wir dürfen so etwas in unserer Gesellschaft nicht akzeptieren und uns niemals damit abfinden. Mit der ganzen Härte des Gesetzes muss hier vorgegangen werden”, sagte der SPD-Politiker bei einem Termin im brandenburgischen Stahnsdorf. “Jetzt muss alles getan werden, damit Recht und Gesetz durchgesetzt werden können und der Täter hart bestraft wird.”

Der Kanzler bezeichnete die Attacke in Solingen als “furchtbares Verbrechen”. “Wir werden auch der Stadt und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt mit allem, was uns zur Verfügung steht, helfen”, sagte Scholz. “Wir bangen mit denjenigen, die verletzt sind, dass ihr Leben gerettet werden kann, und sind mit den Angehörigen all der Verletzten und Getöteten und mit der ganzen Stadt.”

Polizei richtet Hinweisportal nach Anschlag auf Solinger Stadtfest ein

Die Polizei schaltete ein Hinweisportal frei, über das Zeugen des Geschehens Handyfotos und Videos hochladen können (www.nrw.hinweisportal.de). Die Stadt Solingen wiederum richtete für Bürger eine Hotline für Fragen nach Vermissten ein (0212 – 290-2000). Bei der Polizei hätten sich Anfragen besorgter Angehöriger gehäuft, hieß es.

Das “Festival der Vielfalt” in Solingen hatte am Freitag begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern. In der Ankündigung hieß es: “Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile: Vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert.” In den Straßen erwarte die Besucher ein Programm mit Musik, Kabarett, Akrobatik, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr.

SPD-Innenministerin kündigte Verschärfung des Waffenrechts an

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angesichts der Zunahme von Messerangriffen erst kürzlich eine Verschärfung des Waffenrechts angekündigt. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben.

Mitte Juni war ein 27-jähriger Afghane in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt von Beamten erschossen worden, nachdem er zunächst einen 23-Jährigen erstochen und dann auf einer privaten EM-Gartenparty mehrere Menschen verletzt haben soll. In Mannheim hatte am 31. Mai ein Afghane fünf Mitglieder der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Beamten mit einem Messer verletzt. Der Polizist starb später.

Polizeiaktionen im ganzen Land nach Angriff von Solingen

Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen laufen Polizeiaktionen in ganz Nordrhein-Westfalen und im gesamten Bundesgebiet. Das sagte der Düsseldorfer Polizeiführer Thorsten Fleiß am Samstag bei einer Pressekonferenz in Wuppertal. Er sprach von «umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen, Ermittlungsmaßnahmen». Auch Bundesbehörden seien beteiligt. Bei einem Stadtfest in Solingen waren am Freitagabend drei Menschen bei einem Messerangriff getötet worden. Ein Täter konnte bislang nicht ermittelt werden.

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gom/news.de/dpa